Review Ka-Bar/Becker BK16

  • Ich bin ein ziemlicher Fan von Becker Knife&Tool, allerdings waren mir die Modelle immer viel zu groß für den ernsthaften Gebrauch - sprich das mitnehmen auf Tour. Ich war ziemlich angetan als ich hörte, dass es kleinere Modeller geben wird. Der Preis und die Abwesenheit von allzugroßen Messergelüsten hat verhindert, dass ich mir das BK16 aus den Staaten bestellt hab. Irgendwann hats mich dann doch mal der Messerteufel geritten und ich habs bei Outdoormesser bestellt.


    Ich hab das BK16 nun seit einigen Wochen im Dauergebrauch und damit vielfach Feuerholz gemacht, Fallen geschnitzt, n Bowdrillset gebaut, Löffel geschnitzt, Hüttenbaumateriallien & Wildgemüse gesammelt und verarbeitet, diverse Mahlzeiten zubereite und es vielfach zum Feuerschlagen benutzt. Dazu hab ich noch ein bissel zum Graben und übertriebenen Batoning missbraucht um zu schauen was dieses Ding so aushält - kein Praxiswert, aber durchaus tauglich zum Grenzen abstecken. Ich habe es nicht kleinbekommen, es hat sich bei alle sehr gut geschlagen und bisher bin ich ziemlich zufrieden damit!


    Aber fangen wir von vorne an: Wie bei praktisch allen Messern muss man halt erstmal was dran machen, damit es voll gebrauchsfertig wird. Das Messer war im Auslieferungszustand ziemlich stumpf und die Beschichtung ist so rau, dass sie die Schneidleistung hemmt. Also hab ich die Beschichtung runtergeschliffen (dauert selbst per Hand mit Schleifpapier ca. 20 Min & das Finish darunter ist vollkommen OK), dem Ding n Microkonvexschliff verpasst und den Klingenrücken scharfkantig gemacht. Jetzt schneidets wie der Teufel und verursacht ein Feuerstahlinferno. Was mir sehr gefällt ist, dass die Klinge tatsächlich auf das Schneiden ausgelegt ist. Mit 3,5mm Klingenstärke, 31mm Klingenbreite und der sehr fein ausgeschliffenen Schneide taugt es mir sogar fast als Küchenmesser. Auch wenn man es bei Becker/Ka-Bar kaum glauben kann, dass Messer ist relativ klein & leicht (170Gr, also eine Liga mit Fi, Enzo Trapper, Temagami, ...). Der Griff ist wunderbar ergonomisch, könnte dem ein oder anderen aber fast zu klein sein - wem das F1 zu schmal ist hat hier keine Freude - mir passt es perfekt (Handschugröße 9) und hat auch noch ein bissel Luft für Handschuhe. Ich mag schmale, dezente Griffe aber auch. Die Griffschalen sind nicht 100%ig bündig, beim Benutzen merk ich davon aber nix und der Inbus der Schrauben ist offensichtlich kein vollkommen normaler Europäischer: 3mm passt nicht rein und 2 dreht durch - zumindest in meinen Billigsets ist kein 2,5er drin. Das Material der Griffschalen ist funktional und liegt ohne Reibung gut in der Hand. Auf lange sicht werde ich mir wohl etwas aus Naturmaterial bauen - kann man, muss man aber nicht... Hier mal n Verglich mit nem F1 und nem "großen" Becker (Camillus BK7):



    Der Stahl ist kein normaler 1095er, sondern so ziemlich das selbe was Camillus für die Becker-Serie benutzt hat (was wiederum das selbe war wie der Carbon V von Cold Steel), allerdings ein kleinen Tick weniger hoch gehärtet. Wo die Unterschiede liegen, k.A. ich beschreib mal was ich erlebt habe: Trotz durchaus ruppiger Benutzung und feiner Schneide hatte ich bisher keine Ausbrüche und großartig umgelegt hat sich auch nix. Das Messer federt trotz der "geringen Klingenstärke" auf bei mittelkräftigem Hebeln in die Ausgangsstellung zurück. Es ist etwas weniger schnitthaltig als mein F1, hält aber sehr lange eine gute Gebrauchsschärfe. Das Nachschärfen geht super schnell und selbst mit Backstein, Holz und Pflanzen konnte ich es zum rasieren bringen. Wie bereits mehrfach erwähnt, die zu erreichende Schärfe ist manchmal erschreckend! Für mich ein absolutes Highlight ist die Tatsache, dass man den Messerrücken super zu Feuerschlagen verwenden kann. Bei mir klappt das mit dem BK16 deztlich besser als mit Mora, Hultafors & Karesuando. Für mich ist es bisher ein schöner Gebrauchsstahl , wobei ich auch nicht der Mensch bin reihenweise Elche aufbricht.


    Bei der Scheide bin ich mir noch nicht so ganz sicher was ich davon halten soll. Ich mag zwar keine Nylonscheiden, aber das BK16 kommt in der besten Standardnylonscheide die mir bisher über den Weg gelaufen ist. Auch wenn es ein paar kleine Fertigungstoleranzen gibt ist sie insgesamt sauber verarbeitet und gut durchdacht. Ein paar der überflüssigen Schlaufen habe ich entfernt und eine Feuerstahlschlaufe aus Leder hab ich angenäht. Es ist auf jeden Fall ziemlich angenehm nicht den Gürtel öffnen zu müssen um die Scheide abzunehmen und auch sonst ist das Teil für ne Nylonscheide angenehm leicht & dezent. Die Tasche fasst problem los einen DC3 + eine Acme Tornado Slimline + eine AAA Taschenlampe + 1m Paracord und selbst dann baumelt das Ding nicht nervig herum. Nicht so ganz gelungen ist der Liner: Solange die Beschichtung auf der Klinge ist klappert nix, aber ohne sitzt das Messer etwas schlaff darin. Im Gegensatz zu den Alten Camillus / Becker Modellen wo der Liner aus Kydex war, ist der Liner nun leider nicht anpassbar. Aber das ist alles Meckern auf hohem Niveau, insgesamt ist das ein sehr funktionales Teil.



    Sicherlich könnte man bei dem Messer noch manches besser machen, verglichen mit dem was der Markt aber sonst so hergibt (man beachte die wenig ergonomischen Griffschalen bei Tops, das fehlende Zubehör bei Esee oder die Tatsache, dass Bark River schon mehr für ne Lederscheide nimmt) finde ich die 80€ für das BK16 durchaus angemessen und gut investiert. Man darf kein Vitrinenstück erwarten und sollte ein bissel Arbeit nicht scheuen, dafür bekommt man imho ein echtes Arbeitstier für Wald&Wildnis.


    Das Lernen einzelner, isolierter Bushcraftskills ist ähnlich wie das Anhäufen von unbenutzter Ausrüstung:
    ein recht kümmerlicher Ersatz für große Abenteuer...

  • Hallo,


    hast du statt Naturmaterialien schon mal Hartgewebeplatten (ähnlich Micarta) aus dem Elektrobereich versucht? Liegen gut in der Hand, sehen nach Ölen mit Leinöl sehr natürlich aus und sind feuerfest. Die Bearbeitung ist holzähnlich.

  • Nope, kannte ich bisher nicht. Hast du noch mehr Infos? Aber wenn ich n Kunstmaterial nehme, dann wirds selbstgemachtes Leinen-Micarta. Das hab ich schon länger vor. Ich hab hier nämlich noch selbstgemachtes Leinen aus der Aussteuer meiner Ur-Ur-Oma (!!!) herumliegen. Ich denke aber eher, dass ich schlicht bei Rentierhorn bleibe, das gefällt mir von der Haptik am besten...


    Das Lernen einzelner, isolierter Bushcraftskills ist ähnlich wie das Anhäufen von unbenutzter Ausrüstung:
    ein recht kümmerlicher Ersatz für große Abenteuer...

  • Mag sein, mir isses aber zu wertvoll ums einfach nur zu verhökern. Daher der Gedanke ein bissel davon (hab ne Rolle) zu Micarta zu machen, mit dem Zeug kann ich sonst praktisch nix anfangen, aber als Micarta lebt es sinnvoll weiter. Und wenn mich nun n Reenactor deswegen überfallen will, dann wehre ich mich mit dem BK16. :D


    Das Lernen einzelner, isolierter Bushcraftskills ist ähnlich wie das Anhäufen von unbenutzter Ausrüstung:
    ein recht kümmerlicher Ersatz für große Abenteuer...

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