Guten Abend
Nun ist ja die dunkle und kalte Jahreszeit angebrochen und die Laubbäume haben sich ihrer Blätter entledigt. Was im Sommer ein Kinderspiel ist, gerät daher im Winter schonmal zum (spannenden) Rätselraten. Nämlich das identifizieren der Art. Das identifizieren anhand der Blattform beherrschen die meisten Waldläufer und Naturbegeisterten zumeist recht gut, doch ohne Blätter wird es für viele recht schwer, ist zumindest mein subjektiver Eindruck bisher.
Was ich hier möchte ist den Blick auch auf die anderen Merkmale der Bäume und Sträucher zu lenken, so dass man sie zu jeder Zeit bei jedem Wetter identifizieren kann.
Dazu kommt noch die selbe Baumart zum Teil sehr unterschiedlich aussehen kann, je nachdem wie alt das exemplar ist und wie und wo es gewachsen ist. Auch mir passiert es immer wieder das ich bei Baumarten die ich sonst aus dem FF kenne, auf Exemplare treffe die sehr aussergwöhnlich aussehen, sei es wegen der Wuchsform, der Rinde oder der Flechten und vorerst mal rätseln muss was das eigentlich ist.
Eins vorweg. Ich bin kein Biologe, Botaniker oder Forstmann. Alles was ich weiß habe ich mir selbst beigebracht und habe eine sehr intuitive Herangehenseweise. Letzlich ist es meiner Meinung nach auch das was anzustreben ist, sich in der Natur intuitiv zu bewegen und nicht immer auf den Bestimmungsschlüssel gucken zu müssen.
Ich bin zwar sehr sicher bei diesem Thema, aber auch mir können Fehler passieren, drum schluckt nicht alles was ich schreibe sondern schaut auch ein wenig genauer hin.
Also wie kann man einen Baum identifizieren wenn er unbelaubt ist? Da wären die Rinde, die Knospen, die Wuchs und Kronenform, als auch das Holz. Auf das Holz werde ich in diesem Fall nicht speziell eingehen, weil man oftmal gut getrocknetes und geschnittenes Holz braucht um bei manchen Hölzenr den Unterschied herauszufinden. Darüberhinaus lohnt sich auch immer ein Blick zum Boden um nach gefallenen Blättern zu schauen, vor allem wenn die anderen Merkmale keine eindeutigen Auskünfte geben. Bei einigen Bäumen wie etwa Eschen oder Linden zersetzt sich das Laub aber sehr schnell und man hat diese Hilfestellung im späten Winter oft gar nicht mehr.
Ich werde jetzt verschiedene heimische Baumarten behandeln und zwar so wie ich Fotos von ihnen habe. Von einigen habe ich noch keine Bilder und ich werde das Thema bei Zeiten ergänzen.
1.Rotbuche - Fagus sylvaticus
Fangen wir mit den bekanntesten und einfachsten Bäumen an. die Rotbuche lässt sich tatsächlich sehr einfach identifizieren und eigentlich nur mit der Hainbuche verwechseln. Die Rinde der Buche ist glatt, gräulich und es finden sich keine Lenticellen. Im Walde ist der Stamm sehr gerade und die Krone recht klein. Die verschschnörkelungen im Astwerk sind immer rundlicher und minimaler als etwa bei der Eiche, und dennoch nicht so systematisch wie etwa bei Linden oder Rosskastanien.
Vorteilhaft bei Buchen ist, dass sich das Laub nicht schnell zersetzt und man es in den ganzen Winter unter den Buchen finden kann. Genauso bleibt es an den tieferliegenden Ästen und vor allem jungen Bäumchen oft den ganzen Winter dran und fällt erst beim Laubaustrieb im Frühjahr herunter. Die Knospen sind dunkelbraun und Lanzettförmig und können recht groß werden.
2. Eichen - Quercus Robur, Quercus Petraea.
Ich fasse alle beiden Eichenarten hier aus dem Grund zusammen da sie sich extrem ähnlich sind und hauptsächlich anhand ihrer Fruchtstände und Blattform unterschieden werden können. Die typische Eiche erkennen vermutlich die meisten. Die Rinde ist sehr knorrig. Die Furchung ist gröber, tiefer und unregelmäßiger als etwa beim Spitzahorn oder der Schwarzerle. Das Astwerk ist von allen heimischen Bäumen am unregelmäßigsten und am stärksten verschnörkelt. Ich würde beim Vergleich etwa mit der Buche von einer "eckigeren" Verschnörkelung sprechen.
Ältere Bäume sind anhand dieser Merkmale wirklich einfach zu bestimmen. Ein Wort noch zu den jungen Bäumen. Die Furchung setzt erst mit einem Durchmesser von etwa 10cm ein. Ganz junge Bäumchen sind sehr glatt und die Rinde glänzt grünlich bis silbern. Auffällig sind die Lenticellen die man auf jungen Ästen noch schön erkennen kann. Auch bei Eichen besteht oft der Vorteil, dass das Laub noch häufig am Ast hängt.
3.Eberesche - Sorbus aucuparia
Ebereschen lassen sich am besten durch ihre stark silbrig glänzende Rinde bestimmen, die auch bei großen Exemplaren selten gefurcht ist und über seitlich verlaufende Streifen verfügt. Typisch für die Eberesche sind kerzengerade Stockaustriebe, als auch ein sehr symmetrisch aufgebautes Astwerk.
Ein Merkmal welches ich als sehr charakteristisch ansehe sind die "schrumpeligen" Stellen an jungen Trieben vor den Knospen, was ich auf diesem Bild mit rot umkringelt habe.
Esche - Fraxinius Excelsior
Die Esche ist einer dieser Bäume wo sich die junge Bäume stark von den alten unterscheiden. größte Verwechslungsgefahr besteht bei ebenfalls junge Ahornbäumen, v.a. Bergahorn, der auch an ähnlichen Standorten wächst. Die Rinde der jungen Esche ist tendenziell grünlicher und mit wenigen Lenticellen bestückt.
In der Wuchsform ähneln sich Jungahorn und Esche recht stark, doch die Knospen sind ein untrügliches Merkmal. Diese sind bei der Esche schwarz gefärbt und haben eine knubbeligere Form als die Ahorne, deren Knospen länglicher sind und grün gefärbt.
Ältere Bäume bilden eine Netzartige Rinde aus, die jedoch viel regelmäßiger geartet ist als bei Eichen und die Äste verschnörkeln sich fast gar nicht.
Bergahorn - Acer Pseudoplatanicus
Zum Vergleich hier der Bergahorn. Junge gerade Bäume haben eine ähnliche Wuchsform wie die Eschen, doch ist die Rinde rötlicher, was zweitweise recht schwer zu erkennen sein kann wenn ein Algenfilm auf der Rinde ist.
Die Seitentriebe sind noch gerade als bei der Esche und enden in hellgrünen Knospen.
Bei mittelalten Bäumen existiert noch keine Furchung an der Rinde, doch sie zeigt eine rötliche Färbung und eine leichte den Stamm entlanglaufende Querstreifung, welche bei Spitzahornen noch viel stärker ausfällt.
Bei noch älteren Exemplaren löst sich die Rinde in diesen wie ich sie nenne "Plättchen" ab, was entfernt an die Platane errinert, bei dieser jedoch noch stärker ausfällt.
Hainbuche - Carpinus Betulus
Dieser Baum wird häufig mit der Buche verwechselt, doch besteht keinerlei Verwandschaft zwischen den beiden Arten. Das meiner Meinung nach beste Erkennungsmerkmal für die Hainbuche ist ihre Rinde, bzw. die Stammform. Zwar sind beide Bäume mit einer glatten Rinde gesegnet, doch wächst die Buche fast rund ohne Eindellungen, wärend die Heinbuche Einkerbungen und auswölbungen aufweist, welcher sich die glatte dünne Rinde perfekt anpasst. Bei genauem hinsehen könnte man manche längs verlaufenden Erhöhungen und Vertiefungen für Adern halten, die sich unter der straff gespannten Haut durchdrücken.
Daneben kommt es bei Hainbuchen auch immer wieder zu Stockausschlägen.
Es erfordert ein wenig Übung. doch nach kurzer Zeit kann man eigentlich alle Hainbuchen von Buchen unterscheiden.
Hasel - Corylus avellana
Der Hasel treibt in vielen kerzengeraden gräulichen Trieben oftmals aus einem Wurzelstock. Er ist eigentlich nicht zu verwechseln, ausser höchstens mit der Eberescher die aber viel glatter und silbriger ist als der Hasel. Dieser weist an seinen jüngsten Seitentrieben auch oft eine gewisse verzweigung und verschnörkelung auf.
Typisch für den Hasel sind die sich papierartig ablösenden Teile der Rinde die, die Verwechslung mit der Eberesche ausschließen.
Für heute wars das erstmal muss demnächst neue Fotos machen gehen. Fragen stellen geht natürlich immer.
[edit]Eins ist klar. Draussen ist immer etwas anderes als Bilderchen vor dem Computer angucken. Dort hat man 5 Sinne. (manche sagen 6) und kann alle Eindrücke zusammen verarbeiten. Mir fällts draussen im "Kontext" immer viel leichter etwas zu bestimmen als z.B. im Bilderquiz[/edit]