Verbandsmaterial / Druckverbände

  • Anmerkung zur FEB9 bzw. FEB9+ Bandage:
    Das finnische Militär benutzt sie nicht, die haben die Israeli Bandage.
    Der Herstellerfirma der FEB9 ging/geht es freundlich ausgedrückt nicht besonders gut, ich dachte sie seien letztes Jahr in Konkurs gegangen. Anscheinend haben sie doch nochmal die Kurve bekommen.
    Wenn dann die FEB9+, die hat die bessere Wundauflage (auch für Brandwunden geeignet). Der röhrenförmige Druckkörper ist nicht so mein Fall, durch die Zahnung lässt sie sich nicht so gut flächig spannen und der eigentliche Druck muss durch die weiteren Wicklungen aufgebracht werden... Ein positiver Punkt ist die Breite der Bandage, ein negativer ist das sie etwas kurz ist, bei Verletzungen am Oberkörper wird es knapp.
    Wie gesagt, wenn dann die FEB9+ wegen der Wundauflage und wenn grössere Schnitte zu erwarten wären z.B. bei (Motor-) Sägen Stürzen auf Glas etc. ...
    Es kann mir auch keiner erzählen das es genügt das Ende der Bandage in die Röhre zu stecken um auf Dauer die Spannung zu halten (wie im Video gezeigt), wir hatten es abschliessend mit Klebeband fixiert.


    Gruss

  • Hallo


    Ich habe den Thread dank meiner Abwesenheit auch erst jetzt entdeckt und möchte auch noch schnell etwas dazu schreiben.
    Ganz schnell zur FEB 9: Die Hersteller haben ein super Produkt auf den Markt gebracht. Leider haben die es nicht wirklich mit Management, aber die FEB hat seit Dezember nun angeblich endlich CE und ist damit auch handelsfähig.
    Ich finde diese Bandage extrem gelungen. Durch den optimalen Druckverteiler und den walzenförmigen Druckgeber lässt sich auf der Wunde 10 x 10 cm ein hoher Pressdruck erreichen. Das kann keine andere Fertigbandage. Die Form sorgt dafür dass es nicht zu einer Abbindung kommt. Ich arbeite seit der Entwicklung gern mit der FEB und komme damit wunderbar zurecht. Die Bandage ist anwendungssicher und kann genutzt werden wie vorgesehen wenn der Nutzer mit dem Prinzip vertraut ist. Die Effizienz liegt dann bei 100%. Hat der Nutzer keine Ahnung und verwendet die Bandage intuitiv ist die Effizienz immer noch bei 80%. Nachteil ist der hohe Preis. Ansonsten ist das Ding meiner Ansicht nach klasse. Drunterstecken reicht auch locker um den Verband sicher zu fixieren. Ich mache die Tage gern mal ein Video. Das der Finnen ist Blödsinn, das geht so nicht wirklich. Da waren aber auch Werbeleute und keine Medics am Werk. Ebenfalls Blödsinn ist die Tourniquetfunktion. Sinnvoll können das die anderen Produkte aber auch nicht.


    Zum Druckverband allgemein:
    Es gibt die alte Lehrmeinung bei der EH-Ausbildung noch immer nach der auf die Verletzung ein Verbandpäckchen aufgelegt werden soll und dies mit einem zweiten Päckchen stramm zu befestigen ist. Das mag für schwach blutende Wunden funktionieren, für eine heftige, arterielle Blutung reicht das kaum. Kommt nicht vor? Doch. Tut es. Einmal kräftig in's Bein gehackt reicht völlig.
    Fertige Druckverbandspäckchen gibt es ein paar.

    • Israeli Bandage/ Emergency Bandage/ BW-Notfallverband: Lustiges Ding. Kommt mit DVBT-Antenne. Sieht zumindest so aus. Unnötig teuer und nicht sooo nützlich. Nicht intuitiv, fehlerhafte Anwendung mit Negativfolgen möglich.
    • Uriel-Bandage: Sehr guter Anpressdruck, einfache Handhabung. Kostspielig. Ich finde die Gefahr einer ungewollten Abbindung sehr groß da die Binde extrem straff wickelbar ist und festzieht.
    • OLAES: Sehr multifunktional. Leider braucht man selten den Funktionsumfang, vor allem nicht im zivilen Bereich, muss aber jedes mal alles bezahlen. Die OLAES ist in Deutschland die teuerste der Binden.
    • H-Bandage: Gutes Funktionsprinzip, seit ewig im Gebrauch bei den Marines. Kein CE, in Deutschland nicht zu bekommen. Einen Blick allemal wert da sicheres Anlegen möglich, auch mit klammen Fingern. Zudem sehr guter Druck.
    • Söhngen-Druckverbandpäckchen: Erstaunlich gut. Kostengünstig. Aber blöd verpackt und insgesamt zu groß.

    Meiner Ansicht nach tun die es alle. Irgendwie. Eine einfache elastische Binde tut es aber auch. Dazu etwas Mull. Lieber mehr als weniger. Das nahm man bevor es diese ganzen fertigen Notfallverbandpäckchen gab schon.
    Heftig bluten tun Arterien. Die schließen sich auch im Gegensatz zu Venen nicht so schnell von selbst da das arterielle System unter einem hohen Druck steht. Fast alle Arterien verlaufen aber entlang eines Knochens. Stopft man, grob gesagt, die Verletzung kräftig mit Mull aus (richtig kräftig) und presst damit die Arterie gegen den Knochen hat man gute Chancen die Blutung zum Stillstand zu bringen. Mit der darüber straff angelegten Elastikbinde wird daraus ein hämostatischer Druckverband. Kosten tut das keine drei Euro. Im US-Rettungssystem ist das seit langem Alltag, da habe ich es auch Anfang der 90er kennengelernt.
    Wo man keinen Druckverband anbringen kann weil da eben Druck nicht so einfach ist wie Hals (selbsterklärend), Leistenarterie (da geht Druck, aber nur mit Übung) etc. kann man ein Hämostyptikum einsetzen. Das wären eben so Präparate wie Celox und Quikclot. Ich persönlich tendiere zu Celox da das Spektrum da weitreichender ist und vor allem da Celox auf der elektischen Ladung von Blut basiert, nicht auf Gerinnungsfaktoren die z.B. bei einem hypothermischen Patienten stark reduziert sind. Zudem ist es einfach patientenschonender. Warm wird das nicht. Quikclot der neuesten Generation (Combat Gauze) übrigens auch nicht mehr wirklich. Es ist zwar immer noch mineralisch, was prinzipiell bedeutet dass man Matsche in die Wunde schmiert die dann auch wieder raus muss, aber die neue Matsche ist Zeolith statt des alten Kaolin. Das kommt ohne Wärmeentwicklung aus.
    Die Anwendung als Gauze ist bei allen Hämostyptika bestimmt der einfachere Weg, aber das Granulat hat schon auch seine Berechtigung. Je nach Wundform ist die Gaze kompliziert zu applizieren. Wenn man das Granulat nicht gerade aus einem halben Meter Höhe auf die Wunde rieseln lässt fliegt da auch nichts weg. Wunde austamponieren, Tamponade raus, Celox rein, Druck auf das Ganze und das Granulat schön einarbeiten. So genau bekommt man die Gaze nie an die Blutung. Druck 10 Minuten halten, Druckverband drauf.
    Die Gaze wird genau so appliziert, lässt sich aber schlecht einarbeiten da sie verrutscht und das Ganze für die Katze gewesen sein kann.


    Tschüß


    Blackmorrow

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