Wie bereits angedroht werde ich nun mal, mit der Unterstützung von Ilves (Danke!!!), meinen ersten Bericht über mein letztes Messerbauprojekt einstellen. Bisher habe ich eigene Messerformen entworfen (oder auch ein bischen geklaut ), sie aus einem möglichst hochwertigen Stahl ausgeschnitten, verschliffen, Griff und Hülle gebaut und ab ins Gelände. Diesmal habe ich mir die Messlatte etwas höher gelegt. Ich suchte mir also ein altes, erprobtes Messer (dabei fiel mir der Artikel von Nessmuk bei unserem Treffen in die Hände) und diesmal wollte ich es auch im Feuer härten. Hier ist der Zeitungsausschnitt mit der Zeichnung:
Dabei besteht für mich die Herrausforderung darin, möglichst wenig Geld auszugeben und alles mir den mir zur Verfügung stehenden Mitteln auf die Reihe zu bekommen. Eigentlich habe ich nur eine Flex, Feilen und Schleifsteine. :confused Also ans Werk!
Als ich Parzival das erste Mal im Wald traf (Er hatte übrigens die Idee das hier zu schreiben - Danke dir!), war ich gerade dabei von den Überresten eines alten Anhängers eine verrostete Blattfeder abzuschrauben. Diese wurde dann zu Hause getrennt und nach den ersten Biegeversuchen (super Sprungfeder...) wurde mir klar: logisch, das ist Federstahl, der muss glühend gemacht werden, damit man ihn richten kann. So sah das gute Stück aus:
Bei einem Lagerfeuerchen zum 1. Mai war es so windig, dass ich eine super Glut hatte und so steckte ich den Stahl einfach durch die Streben des Feuerkorbes und siehe da, es glühte ganz ordentlich und so konnte ich das Werkstück zwischen den Steben einklemmen und gerade biegen. Danach war der Stahl schön gerade:
Ich kopierte mir die Messerform auf die entsprechende Größe und schnitt sie mit der Flex aus. Hier sind Schablone und das zukünftige Messer:
Danach wurde für die groben Arbeiten die Felx geschwungen, das Ausgleichen der Oberfläche mache ich immer mit einer Stahlfeile. Auf einem meiner Streifzüge habe ich die Stange eines geraden Kronen-Zwölfenders gefunden (mein Jagdausbilder wäre jetzt sehr stolz), etwas angenagt, aber noch viele gute Stücke. Bisher habe ich mich nicht daran gewagt, aber bis auf die Tatsache, dass das Horn beim Sägen stinkt wie Hölle, lässt sich dieses Material super bearbeiten. Also Griffschalen wurden ungefähr angepasst (nicht zu genau sein, kommt noch was weg). Danach wurden die Bohrungen gesetzt und schon sah die Sache so aus:
Nun kommen wir zum spannenden Teil: Härten...ein Schmiedeofen muss her... besser gesagt eine Feldschmiedeesse. Nachdem ich etwas gelesen hatte ging es los. Ich baute einen kräftigen Holzrahmen und legte ihn auf den Boden (so kann es auch mal reinregnen). Zur Belüftung setzte ich vier kleine Rohre aus einer alten Zeltstange ein und legte noch ein paar Steine hinein. Das sah dann so aus:
Nach einer Schubkarre voll Lehm und einer kleinen Schlammschlacht mit meinem Sohn sah es so aus:
Und jetzt stellt sich natürlich die Frage: Warum so groß? Genau das wird mein nächstes Projekt: Schmieden und Härten eines Wikingerschwertes. Mir haben so viele Leute abgeraten - das muss einfach angegangen werden. Außer natürlich du Ilves, alter Recke! Für die Luftzufuhr habe ich einen alten Föhn einfach in den Sand vor ein Rohr gelegt, das reichte vollkommen. Nach einer Zeit von etwa 2 Bier glühte das Messer kirschrot und mein Magnet fand auch keinen Halt mehr daran (Auflösung der Struktur). In dieser Zeit füllt ich altes Autoöl in ein Glas und stellte es neben das Feuer (sollte angewärmt sein). Danach muss alles schnell gehen: glühendes Messer kurz abbürsten, ins Öl, etwas bewegen (ruhig bleiben, denn das fängt an zu brennen) und staunen, denn der Magnet hält wieder (Struktur eingefrohren oder so). Die Oberfläche hat mir eigentlich so gut gefallen, dass ich sie fast so gelassen hätte, aber ich wollte einen guten Schliff.
Jetzt kommt der anstrengende Teil. Damit der Stahl nicht noch einmal erwärmt wird (durch die hohe Drehzahl der Flex) habe ich nun das gesamte Messer von Hand geschliffen bis es so aussah. Das nennt nach glaube ich einen Flachschliff, aber ich mache ihn meist etwas ballig für höhere Stabilität, am Griff muss es nicht so genau sein. Nach einigen Stunden und einem kleinen Zoff mit meiner Frau sah die Klinge so aus:
Was dem Mönch sein Tempel war mir meine Werkstatt...Schleifen-Schleifen-Schleifen...und Schleifen...und zu Schluss noch mal Schleifen...
Jetzt kommt der Teil, bei dem Profimesserbauer besser schnell wegschauen... Griffstifte oder -hülsen sind eine super Sache, aber halten die auch(teuer...)? Ich nehme dafür - Sind die Messermacher wirklich weg? - einfache Edelstahlschrauben (V2A), bohre den Kerndurchmesser in die Griffschalen (durch den Stahl passen sie durch), bestreiche die Kontaktflächen mit 2K-Kleber und baller die Schrauben durch, sodass sie auf beiden Seiten heraus schauen und sich schön in das Material der Griffschalen gebissen haben. Zwingen braucht man nicht. Ich habe bisher so eine Verbindung nicht lösen können und glaubt mit, meine Klingen werden ordentlich gefordert!!
Gleich hab ihr es geschafft! Ich übrigens auch. Schrauben abschneiden, alles passend verschleifen. Einige kleine Unebenheiten in der Oberfläche der Klinge habe ich gelassen - schaut uriger aus. Feinschliff für die Schneide und schon habe ich einen neuen treuen Freund an meiner Seite:
Kleines Fazit: Es ist wirklich kein leichtes Messer und was würde ich wohl zu Nessmuk sagen? ... Richtig! ...
Da hast du mein Messer alter Freund, es ist zwar nicht so schön leicht, wie du es magst, aber deine Axt kannst du jetzt zu Hause lassen!!!
Mir gefällt es ganz gut, es liegt satt in der Hand, man hat das Gefühl jede Berührung ist ein Schnitt (durch die geschwungene Form). Kampftechnisch gesehen (für mich interessant) lässt es sich sehr gut im Unterhandgriff führen und legt sich gut am Unterarm an (ich glaube das reicht..) und es hat etwa 1,99 Euro Holzkohle, etwas Strohm und eine Menge Arbeit gekostet - genau nach meinem Geschmack.
Ich hoffe es hat euch gefallen. Wir sehen uns.