Bushcrafter und Jägerschaft - mehr Aufklärung?

  • Liebe Bushcrafter, Waldläufer und sonstige „Waldmenschen“,


    in den letzten Tagen traf ich zwei Jäger mit denen ich sehr gute Gespräche führte. Besonders das von heute war sehr aufschlußreich und ich würde darüber gerne mit euch reden.



    Vorgeschichte


    Es war heute wieder einmal so weit: mit Hund im Wald unterwegs, Auto kommt, hält an, Jäger steigt aus und gleich gab es wieder den üblichen Hinweis auf Leinenzwang und das Verlassen befestigter Waldwege.
    Dazu muß ich anmerken, daß ich den Hund an der Leine hatte weil ich das Auto schon länger hörte, den Unterschied zwischen befestigten Wegen und sogenannten „Rückewegen“ mir aber nicht geläufig war. Genau darüber kamen wir dann auch ins Gespräch. Der Jäger war sehr nett, nach kurzer Zeit duzten wir uns schon, ich half ihm noch bei der Arbeit an einer Kirrung und wir entdeckten viele Gemeinsamkeiten was das im Wald, in der Natur sein angeht.
    Jeder von uns beiden hatte einen ziemlichen Drang seine Motivationen dem anderen zu erklären, so war es auch wenige Tage vorher als ich eine andernorts eine Jägerin traf. Interessant war auch, daß wir untereinander feststellten, daß wir voneinander lernen könn(t)en.
    Es waren beide male recht lange und auch intensive Gespräche die wiederzugeben hier zu viel werden würde, daher will ich im Folgenden einfach mal mit einer Aufzählung arbeiten.

    • es gibt freilich auf beiden Seiten „Gute“ und „Böse“, das weiß jeder
    • in der Regel freuen sich die Jäger über interessierte und verantwortungsbewußte Menschen
    • es gibt gegenseitigen Erklärungsbedarf ob der Motivation und vor allem was die Tätigkeiten angeht
    • wüßte man mehr voneinander, verstünde man sich besser (logisch)
    • der Jäger sieht den Wald als Arbeitsplatz, andere als Spielplatz. Da der Jäger nicht weiß, mit wem er es zu tun hat und wie der Wissensstand, das Verhalten des Anderen ist, reagiert er freilich wie ein Vorarbeiter auf einer Baustelle wenn er spielende Kinder entdeckt
    • über mehr Aufklärung und Zusammenarbeit würde man sich freuen

    Das sind jetzt mal ganz kurz wiedergegeben die Punkte, die mir von den beiden zugetragen wurden.

    Als alter Werbe- und Marketingmensch gehen meine Gedanken jetzt in die Richtung ob man da nicht etwas machen könnte / sollte, ob wir und nicht in irgendeiner Form darstellen und mitteilen sollten, uns direkt an die Jägerschaften wenden, sozusagen Aufklärung betreiben wer wir sind, was wir machen und warum wir es tun damit wir nicht immer wieder „aneinander rasseln“. Daß auf beiden Seiten auch Dinge geschehen, die nicht jeder wissen muß, die man besser versteckt hält ist auch jedem klar, darum soll es aber auch nicht gehen.


    Ich würde mich hier sehr über eine konstruktive Diskussion freuen ob wir als Bushcrafter uns den Jägerschaften gegenüber mitteilen und öffnen, erklären sollten um damit eventuell ein besseres gegenseitiges Verständnis aufbauen zu können.
    Mir ist schon klar, daß das Thema schwierig werden könnte – ich würde es aber dennoch gerne besprechen. Daher gleich vornweg: haltet euch bitte an die Regeln und bleibt beim Thema.


    Ilves

  • Hallo


    Um die breite Masse an Jägern zu erreichen und unser dasein in den Wäldern zu Erklären, währe eventuell ein kleiner Bericht in einer Jagd-Zeitung vielleicht von vorteil.


    So in der Art halt, das wir nichts zerstören, den Müll wieder mitnehmen keine Tiere jagen, die Natur respektiere usw.


    Nur wie soll der Jäger Wissen ob er jetzt einen von uns vor sich hat, oder so Chaoten die sich wie die Axt im Wald benehmen.


    Sind jetzt meine schnellen Gedanken :confused


    Gruß,


    ranger

  • ich denke es wird einigermaßen schwierig sein den richtigen "Zugang" zu den Jägern zu finden.


    Ich kenne viele und denke das es warscheinlich nur im direkten Gespräch zu machen sein würde , wenn überhaupt.


    Ich glaube wenn man sich gegenüber steht dann ist es einfacher zu argumentieren als in einem einzigen Beitrag der so allgemeingülltig sein müsste das er wieder Gefahr läuft nichtssagend zu sein.


    Es geht ja hier letztendlich um Verständnis und um Miteinander und das in einem Zeitungsbericht (nur um Ilves Beispiel mal aufzugreifen) aufzubauen halte ich für sehr schwer.


    Aber ich finde den Grundgedanken eigentlich gut !


    Gruß


    Taunusniva

  • Nu ja, ist denn unser schönes BCP nicht schon ein Schritt in eben genau diese Richtung??? Ein öffentlich lesbares Portal, zu dessen Posts und Blogeinträgen jeder finden kann, der nach den entsprechenden Inhalten sucht. Dabei wird ein Jäger weniger nach "Bushcraft" suchen, aber vielleicht nach "wildem campen", "Feuer" im Wald, Infos nach Tieren oder Regionen etc.


    Ich denke, moderne (internetfähige!), interessierte Jäger finden uns früher oder später, da wir hier auch über ihre Thematik diskutieren.


    Außerdem haben wir ja sogar einige Jäger hier im Forum! Die kennen wieder andere Jäger und die sprechen auch miteinander...


    Ilves Ansatz, bei Kontakten in freier Wildbahn offene und vor allem ehrliche, interessierte Gespräche zu führen, führt hier wesentlich weiter. Und diese Richtung sollte durchaus ausgebaut werden. Warum nicht auch irgendwann mit einem Artikel in einer Jagdzeitschrift, z.B. über eine gemeinsame Aktion? Gibt doch z.B. diese "Umwelttage", wo im Wald Müll eingesammelt wird. Da werden lokale Vereine und Gruppen aufgerufen mitzumachen. Warum nicht auch wir???


    Warum sollten wir nicht mal den Spieß umdrehen, an Forst und Jagd herantreten und sagen: Leute, da im Wald liegt Müll, Könnt ihr uns helfen, den raus zu holen? Ist jetzt nur ein Beispiel, aber mit sowas kann man in die Öffentlichkeit treten.

    Nur wie soll der Jäger Wissen ob er jetzt einen von uns vor sich hat, oder so Chaoten die sich wie die Axt im Wald benehmen.

    Ganz einfach, dafür gibt es unser :bcplove . Dabei: wir müssen uns klar sein, dass wenn wir den Patch öffentlich tragen, wir uns auch dementsprechend benehmen sollten! Dann kann es ein richtiges Markenzeichen werden.


    Dieser Weg sollte unbedingt weiter verfolgt werden!



    Lieben Gruß,


    Westwood

  • Euch dreien schon einmal vielen Dank für eure Antworten.
    Bevor aber über Möglichkeiten diskutiert wird, was man eventuell wie machen kann sollten wir ersteinmal noch Reaktionen sammeln, ob das Gros der Bushcrafter das überhaupt möchte. Nach den oben beschriebenen Gesprächen mit den Jägern kam mir halt der Gedanke, daß nicht nur die Jägerschaften sich um Aufklärung bemühen sollte (was sie ja schon häufig tun), sondern Leute wie wir vllt. auch.


    Bin mal gespannt, was hier noch zusammen kommt.

  • Schwieriges Thema - finde ich


    mein erste Gedanke war ...
    so, wie man in den Wald hineinschreit, so schallt es zurück!


    nun, was soll ich machen, wenn mir so ein Waidmann in der freien Natur begegnet?
    es ist ähnlich dem, was man bei einer Begegnung mit Wildschweinen machen sollte ...
    oder?
    Ob's richtig war, weiß man erst wenn man wieder zu hause ist.


    Auf der einen Seite habe ich vollen Respekt und Achtung vor diesen Mensch - die ja schließlich auch für unser ALLER Wohl ihre tägliche Arbeit verrichten!
    Aber die, die sich aufführen als wären sie auch gleich mit einem Scherriffstern ausgestattet worden
    und in ihrer Art das Amt missbrauchen und nur Nörgeln, Maßregeln und Drohen ...
    DIE, die brauch ich nicht!
    Aufklärung tut Not. Bei Jedem.
    Ich bewege mich eh noch sehr zaghaft im Wald, da ich den noch nicht soooooo gut kenne ...
    und eben genauso zaghaft würde ich einem Jäger in freier Natur begegnen.
    Zaghaft, zurückhaltend, vorsichtig und doch neugierig - ob der Dinge die da kommen mögen.
    Ich könnte auf jeden Fall noch vieeeeel lernen.


    Gruß
    Michael

  • Wie erreichen Bushcrafter 300 000 Jäger ? Ein schwieriges Unterfangen. In meinem Youtubekanal betreibe ich mit erfolg jagdliche Aufklärung, wie mir in den Kommentaren bescheinigt wird. Aber dennoch verlinke ich vieles mit englischen Titeln, um nicht in der hiesigen Jägerschaft als der Internetjäger erkannt zu werden. Von beiden Seiten ist Öffnung von Nöten.
    Die Jägerschaft krankt massiv durch Überalterung. Daher kennen viele YT gar nicht. Bei uns im Revier ist der Schnitt unter 50 Jahre bei 4 Jägern, was schon ziemlich jung ist.
    Das Hauptproblem ist die Jugend, welche nur in geringem Maße nachwächst und ein Verständnis für die Natur entwickelt. Die meisten Jugendlichen können schneller mit dem Händie einen Aufsatz schreiben, dieses nur mit dem Daumen, denn ein Einhandmesser zumachen, dabei brechen sie sich eher selbigen, bzw verstehen den Mechanismus nicht. Bushcrafter sind ebenso wie junge Jäger Seltenheit !


    Um etwas zu bewirken müssten sich die Bushcrafter organisieren und nicht nur einzelne Splittergruppen, sei es BCP, BCD, Unterforen usw, sein. Da ist der Jagdverband schon weiter. Am Ende steht mal wieder die Kohle. Seit ihr euch einig, zahlt ihr zusammen die Anzeige im deutschen Jagdmagazin, oder heißt es dann wieder, Kohle, hab ich nicht ?!?!
    Also ist in erster Linie jeder von euch selbst gefragt. Und ja, dieses fängt mit Arbeit an. Von nichts kommt nichts. Daher geht zu euren Jägern und sammelt z.B. Müll im Revier, bittet ihn, euch jagdliche Zusammenhänge zu erklären. Ladet den Revierjäger zu eurem BC Treffen ein, und wichtig, zahlt seine Zeche, hofiert ihn, bewirtet ihn. Im Gegenzug, kann man dann vielleicht nach einiger Zeit mal zaghaft anfragen, ob es möglich wäre, im Zuge eines BC Treffens vielleicht eine Revierwanderung zu unternehmen. Ebenso fragt nach Wild für das Treffen. Das schmeckt übrigens besser als die widerlichen Aldiwürste ;) ^^ , natürlich nicht umsonst, sondern regulär abgekauft, damit ja nicht die Schleimnummer daraus wird.


    Erstmal müsst ihr euch beweisen, damit ihr ernst genommen werdet, so wie jeder Jungjäger dieses bei seinem Jagdherren tun muss ! Dedenken solltet ihr noch, das Jäger ziemlich auf Zuverlässigkeit und Ethos achten, also - ein Mann, ein Wort !

  • Jackknife,


    jetzt mal abgesehen von einer Methodik -die eventuell später noch erörtert werden müßte- um die Jägerschaften zu erreichen: aus deiner „Insider - Sicht“ mal, denkst du es bestünde überhaupt Interesse an so einer „Kennenlern - Geschichte“?
    Ich frage das jetzt weil du oben das Stichwort Überalterung gegeben hast. Was meinst du, wie würden gerade die Alten darauf reagieren?
    Die beiden Jäger mit denen ich sprach waren beide tatsächlich jünger und meinten auch, daß es immer wieder Probleme mit den Alten gäbe.

  • Hi zusammen,


    eventuell könnten sich lokal ein paar Bushcrafter zusammen tun und auf die in ihrer Region befindliche Jägervereinigung o.ä zugehen. Die treffen sich i.d.R einmal monatlich in den entsprechenden Clubheimen und haben normalerweise nichts gegen interessierte Gäste. Natürlich sollte man nicht in Herden über die Weidmänner herfallen, eine kleine Vorhut von 1-2 Bushcraftern, die einfach mal Kontakt aufnehmen um mehr zu erfahren, was einen Jäger ausmacht, und im Gegenzug mal präsentieren, was die Bushcrafter so machen. Ich denke das wäre eine Win-Win Situation.


    ...just my 50cent...


    LG,
    Jürgen

  • Und wie stellst Du Dir dieses vor? Mit Robin Hood Hütchen erscheint die Delegation der Bushcrafter beim DJV und sagt, hallo, da sind wir ?
    Da schlagt ihr auf und die sagen , ja und, was wollt ihr !
    Daher besser als einzelner Bürger, schön klein, klein, zum einzelnen Jäger, und jeder für sich !
    Wenn ihr gleich in Horden euch gruppiert, davor kann man ja nur Angst bekommen, denkt man gleich, die ganze Bande bei mir im Wald, neh, mit mir nicht !

  • Meine persönliche Meinung ist, man sollte das nicht zu sehr aufbauschen. Es gibt keinen "Bushcrafter-Verband" oder eine "Bushcrafter-Interessenvertretung", es gibt keine "Bushcrafterrechte" in den deutschen Waldgesetzen und wenn man jemanden in der Fußgängerzone fragt was ein "Bushcrafter" ist dann wird er annehmen es sei jemand der sich für Heckenzierschnitte interessiert ;)


    Wie ich an anderer Stelle schon schrieb, dann sind die Verrichtungen die man als "Bushcrafter" in einem beliebigen Wald so macht meist eine Gratwanderung (zumindest eine rechtliche). Da wo ich mich herumtreibe weiß ich, auf wen ich als Jäger treffen kann. Die meisten kenne ich persönlich und habe auch ein gutes Auskommen mit ihnen. "Schimpfe" habe ich noch nie bekommen, mit einem Jungjäger aus der Nachbarschaft hab ich sogar nachts am Feuer schon ne Flasche Bier getrunken als er vorbeikam. Jedoch gibt es in unseren Breiten auch Jagdpächter denen ich NICHT begegnen möchte, diese Ecken meide ich für meine Aktivitäten. Naturschutzgebiete sind generell tabu für alles was über das bloße weggetreue durchwandern hinausgeht. Wenn alle Stricke reißen, gehe ich in ein Stück Privatwald eines Bekannten. Diese Möglichkeiten haben vielleicht die Wenigsten, das ist mir bewusst.


    Dort ist es mMn sinnvoll auch den Kontakt zur Jägerschaft zu suchen wenn man auf der sicheren Seite sein will. Meine Frage ist nur: Was soll es bringen? Nur weil ein Jäger Verständnis für etwas aufbringt heißt das nicht dass er u.U. ordnungswidriges Verhalten plötzlich toleriert (das würde ich auch nicht tun). Der Königsweg wäre sicherlich, selbst den Jagdschein zu machen, was wiederrum mit hohen Kosten verbunden ist, selbst wenn man nicht sofort aktiv in die Jagd einsteigt. Und wenn man - wie Jackknife schrieb - einem Jäger bei seiner Pacht auch mal zur Hand geht und mithilft, tja, warum nicht? Man kann sicherlich eine Menge lernen und der Jäger wird einen sicher auch mit anderen Augen sehen.


    Was alles andere angeht: Sicher wird ein Jäger einem gern Auskunft geben und weiterhelfen wenn man sich für die heimische Fauna und Flora interessiert, zumindest bei uns wird das ja auch vom Jagdverband gefördert, es gibt extra Schulungs- und Infoprogramme (bezahlt von den Jägern und vom Jagdverband!) Ein Jäger wird sicher auch noch nachvollziehen können, dass es Menschen gibt, die gern auch in der Natur mit einfachen Mitteln übernachten und die Natur für sich nutzen möchten (ob zur Ernährung, als Rohstofflieferant oder ähnliches). Aber dennoch wird er es meist aus den Augen eines Jägers mit den damit verbundenen rechtlichen Voraussetzungen sehen (so er nicht selbst vom Bushcraft- oder Survivalvirus befallen ist versteht sich).


    Man muss also bei alledem realistisch bleiben und sich fragen: Was will ich vom Jäger und was kann dieser tatsächlich "gewähren"? Es gibt viele Dinge die dem Bushcrafter einfach verboten sind und verboten bleiben, daran ändert auch ein guter Draht zur Jägerschaft nichts, selbst wenn man sogar noch Kontakte zum Forst knüpft. Was ich mir durchaus vorstellen kann, dass man an Waldbesitzer herantritt (bei Staatsforsten schwierig, da sitzt das Forstamt im Boot) um vielleicht den einen oder anderen Ort zu erfahren wo man seinen Aktivitäten legal fröhnen kann und wo es toleriert wird.


    Wichtig ist dann freilich auch die Toleranz von uns gegenüber den Jägern: Wenn ich weiß dass ein Revier gerade bejagt wird, dann halte ich mich dort fern! Ich war ursprünglich auch mal auf dem Standpunkt: Der Wald gehört allen, die Jäger haben einen an der Murmel und spielen sich nur auf. Dieses Vorurteil hat sich durch das Auseinandersetzen mit vielen Jägern mit der Zeit relativiert. Anfang des Jahres regte ich mich zum Beispiel noch über "unangemeldete" Treibjagden auf, bis Tracker mir auf dem Treffen die Gründe aus Jägersicht geschildert hat und ich dann doch Verständnis für die eine oder andere Sache entwickelt habe.


    Das Problem bei der ganzen Diskussion ist wieder der Terminus "die Jäger". Ich komme mit vielen Jägern sehr gut aus und ich interessiere mich auch für deren Arbeit. Es gibt auch bei den Jägern schwarze Schafe und Leute die gängige Vorurteile nur allzugern bestätigen. Das ist nicht die Regel und das gibts auch bei uns: Wenn irgendwo im Wald zig Feuerstellen angelegt und Bäume gefällt wurden, dann waren es in manchen Augen auch "die Survivalspinner". Mit Erhalt des Jagdscheines ist man nicht automatisch Experte, dass wird man erst durch Erfahrung und Weiterlernen. Aber auch wenn man 20 Jahre den Jagdschein hat, ist das kein Garant dafür dass man einen ausgewiesenen Experten vor sich hat. Auch Jäger sind nur Menschen und als solche einem lebenslangen Lernprozess unterworfen.


    Was den (ich sage jetzt mal bewusst) "leidenschaftlichen und ausübenden" Jäger vom Bushcraftinteressierten abhebt, ist der alltägliche erforderliche Aufenthalt in der Natur und das Hintergrundwissen dazu. Was den Bushcraftinteressierten (ich sage jetzt mal provozierend weil ich nicht über den "Internetbushcrafter" sprechen möchte der den Schrank voller Messer und Bücher hat aber noch nie allein im Wald war) "traditioneller Mears'scher Prägung" ausmacht, ist ein GESAMTHEITLICHES Interesse an der Natur sowie der Umstand, das "in der Natur leben" auch ausüben zu wollen. Hier muss man ganz einfach Schnittstellen finden und an diesen arbeiten.


    Also, als Konklusio meiner Ausführungen: Kontakt zu Jägern um mehr über heimische Flora und Fauna zu erfahren oder um ein gegenseitiges Verständnis zu entwickeln: ja! Zu glauben man könne die Basis schaffen für ein allgemein toleriertes "Bushcraften" in der deutschen Kulturlandschaft: eindeutig nein!

  • Moin,


    ich sehe das ähnlich wie Jackknive, ich gehe auch auf die Jagd und gehöre noch (38) zu den eher jüngeren Jägern.
    Viele jüngere Jäger aus meinem Umfeld interessieren sich für, bzw. betreiben auch Bushcraft und stehen dem recht offen gegenüber.


    Problematisch ist halt immer ein gewisser Interessenskonflikt.
    Stellt euch mal vor, ihr geht in einem Revier jagen, ihr setzt euch eins, zwei mal die Woche raus, weil euer Beruf und euere Familie euch nicht mehr Zeit für euer "Hobby" zugestehen. Diese Zeit ist für euch kostbar und das meine ich auch finanziell, da ihr für euer Hobby viel Geld bezahlt. Euer Ansitz wird aber dauernd gestört, durch Hobbylandwirte, die nach ihrer normalen Arbeit Nachts mit Flutlicht auf dem Schlepper noch über ihren Acker donnern, durch GPS-Schatzsucher die einen Schatz in einer Dickung suchen Tag und Nacht, durch Mountainbikefahrer, Motocrosser................und nun auch noch Bushcrafter. Das sind denkbar schlechte Startvoraussetzungen für eine gute Beziehung.


    Jeder hat das Recht, seine Freizeit in der Natur zu verbringen (mal abgesehen von Leuten mit Crossmaschinen, die gehören auf die Rennstrecke) aber das funktioniert in unserer engen Kulturlandschaft nur rücksichtsvoll.


    Wenn ihr einem Jäger im Wald begegnet, machts wie Ilves, kommt ins Gespräch mit ihm/ihr, zeigt Interesse. Das dürfte der beste Weg sein damit jeder was von jedem lernen kann.


    Meine Gedanken dazu.

  • Ich habe ja schon an anderer Stelle geschrieben dass ich einen engen Kontakt mit der Forst und Waldwirtschaft, sowie der Jägerschaft in meiner Region unterhalte. Aktuell jetzt wieder für meine geplante Outdoorserie. Dies geht, weil ich in eher ländlich strukturierter Umgebung beheimatet bin und viele Personen über Schnittpunkte (Schützenverein, Job, usw.) persönliche kenne. Dadurch habe ich quasi Sonderrechte und wirklich gute Unterstützung.


    Da aber viele von uns Individualisten sind und von daher keine Lobby haben, ist eine flächendeckende Annäherung m.E. weder möglich oder Sinnvoll.
    Das es tatsächlich auch um Befindlichkeiten geht erklärte mir ein jagender Schützenbruder mit einem recht lapidarem Satz: „Klar du kommst bei mir in Wald und scheuchst meine kapitalsten Trophäen ins Nachbarrevier, ne ne du lass mal lieber bleiben!“
    Einen Zeitungsbericht in der Jägerpresse könnte man schon arrangieren, dazu sollte man aber vorher eine „Naturcharta“ unterzeichnen. Eine Verpflichtungserklärung also die in etwa folgendes besagt:
    Wie wichtig uns Flora und Fauna sind, das wir Rechte und Gebote beachten und dergl. mehr.
    Wenn ich einen Anruf aus dem Forstamt erhalte wo gerade gefällt wird und ich üppig Material z.B. für Shelterbau finde, dann doch nur weil sie wissen das ich das genau suche, was ich vorhabe und sie sich darauf verlassen können das hinterher nichts mehr von meiner Anwesenheit bemerkbar ist.
    Ich kann jedes Jahr hier ein großes 3D Turnier ausrichten bei dem rund 180 Menschen quer durch den Wald latschen und auch noch Jagdgeräte mit sich führen, weil eben eine Vertrauensbasis geschaffen wurde.
    Auch eine Rovinggruppe (to rove= umherstreifen - realistisches Jagdtraining in unbekanntem Terrain mit Pfeil und Bogen) streift ab und an durch die umliegenden Wälder, weil ich die zuständige Sachbearbeiterin und die Jägerschaft informiert habe. Erstaunlicherweise auch hierbei kaum negative Reaktionen, eher viel Interesse an der Sache.
    Fazit: Ich denke es geht viel im Einzelnen, in der Gesamtheit sehe ich eine hohe Problembarriere weil es eben da wie dort auch die schwarzen Schafe gibt.


    :bcplove Gruß Travelmad

  • So wie das Jackknife angeführt hat stelle ich mir die Reaktion der Jägerschaft auch vor. Besonders gut gefällt mir die Idee sich als Helfer anzubieten. Ich hatte bisher auch nur freundliche Kontakte mit Jägern, wäre aber nie auf die Idee gekommen meine Hilfe anzubieten. Der Faden fruchten, zumindest bei mir, jetzt schon.

  • Da ja jeder von uns wo anders her kommt, ist es schon schwierig, dieses Thema für jeden zu beantworten und pauschalisieren läßt sich das halt auch nicht. Bei mir im Rhein-Main-Gebiet gibt es zwar auch relativ große Waldflächen, diese sind aber sehr intensiv genutzt, von allerlei möglichen Interessensgruppen.
    Durch die Großstadt Frankfurt haben wir hier und auch im näheren Umland einfach viele Menschen, die in Ihrer Freizeit gerne in den Wald gehen. Seien es die Mountainbiker, Spaziergänger, Jugend- und Kindergartengruppen, Geocacher, Jäger, Forstwirte und weiß der Henker noch alles...


    Es gibt kaum Stellen, die nicht irgendwie schon von Menschen durchstreift werden.


    Ich denke, Probleme tauchen genau da auf, wo von einer Interessensgruppe zu viele Menschen unterwegs sind. Ein Mountainbiker stört mich persönlich nicht, aber wenn plötzlich 30 mit einem Affenzahn an mir vorbeirasen, da bekomm ich schon Muffensausen. Wer sagt mir, ob jeder von denen Ihr Bike, die Strecke und die Geschwindigkeit unter Kontrolle haben? Mal abgesehen, dass da, wo vorher Gras wuchs, nun nur noch nackter Fels, bzw Weg rausschaut.


    Auch macht es für mich einen Unterschied, ob ein oder 100 Jäger durch den Wald streifen. Genauso verhält es sich mit Geocachern. Ob es halt einer ist, der eine Dose sucht oder gleich hunderte, die einen Powertrail durch den Wald maschieren und dabei unweigerlich Schneisen in den Wald schlagen. Bei uns sind teils gesamte Wälder bis auf den letzten Quadratmeter "bedost", daher ist es klar, dass es früher oder später zu massivem Ärger kommt. Ganz speziell auch wegen diverser Nachtcaches.


    Daher kann ich mir nur vorstellen, dass man als einzelner in einem Gespräch, sofern es sich ergibt, aufklären kann, was man tut und will. Wenn nun noch eine weitere Gruppe "ihre Rechte und Wünsche" öffentlich im Wald geltend machen will, hört doch kaum einer mehr zu.


    Zumindest bei uns hier: Zu wenig Wald für zu viele Menschen mit zu unterschiedlichen Interessen.
    Ich streife daher lieber ganz im stillen, geheimen durch den Wald und versuche jeglicher Konfrontation mit JEDEM aus dem Weg zu schleichen...

  • Euch allen zunächst einen herzlichen Dank für eure Gedanken und vor allem auch für die wirklich gut geführte Diskussion bei einem Thema, welches schnell polarisieren und damit eskalieren kann.


    Für meinen Teil habe ich mir meine Sicht, meine Meinung bilden können... ich werde sie aber für mich behalten, zumindest im Forum.


    Der Tenor bei der Frage „Kommunikation zwischen Bushcraftern und Jägerschaft“ liegt ja nun recht eindeutig bei kleineren oder Einzelaktionen. Hierbei denke ich, daß es vielleicht eine ganz gute Idee wäre von solchen Aktionen einfach hier im Forum zu berichten, wenn mal eine statt gefunden hat. Daraus könnten sich durchaus Anreize für andere Leute ergeben, auch etwas zu machen. Besonders gut fand ich „laßt uns doch zusammen den Waldrand säubern“ und ähnliches. Ich denke, wenn der Jäger merkt, daß wir mit ihm das Interesse und die Begeisterung für die Natur teilen, dann wird es auf Dauer auch entspannter – vor allem, wenn sich mit der Zeit die Leute kennen lernen.


    Vielen Dank noch mal,
    einen lieben Gruß,
    Ilves

  • Komunikation zwischen "Bushcraftern" und Jägern sehe ich prinzipiell als möglich an, mache mir aber diesbezüglich keine Illusionen, dass man dadurch nun freiweg in Deutschlands Wäldern "Bushcraften" kann.
    Die Toleranz einzelner Jäger und Forstwirtschafter demgegegenüber, wird sich sicherlich auch weiterhin in Grenzen halten ( was ich auch nachvollziehen kann),ob da mal ein gewisser Wissensaustausch am Wegesrand stattfindet oder auch nicht, denn Jäger und Forstbeamte haben sich nicht nur mit der Jagd zu befassen, sondern auch um die Einhaltung gewisser Gesetze die mit der Nutzung und dem verhalten im Wald zu tun haben.
    Allein an diesen Regelungen wird es früher oder später, zwischen Waldhoschis und Jägern zu Reibereien kommen, es sei denn der "Bushcrafter" würde die Ausübung seines geliebten Handwerks arg einschränken und dies überwiegend auf dafür genehmigten Plätzen betreiben und brav auf den ausgewiesenen Wegen wandeln.


  • Da weiß man, wo man selbstbewußt auftreten kann und wo man besser sehr vorsichtig sein muss, was Aufmerksamkeit anziehen könnte. ( "Wo kein Kläger, da kein Richter".)


    -Parzival-


    Ich frage mich bei diesem Satz (und gleichlautenden) unwillkürlich was du so alles streng verbotene im Wald treibst? Das ist jetzt beilaibe kein Angriff auf deine Person sondern die Reaktion die solche Sätze bei lesenden hervorrufen.


    :bcplove Gruß Travelmad

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