Messerbauprojekt 2013

  • Sagen wir mal so....vielleicht war es ein Glücksfall das mit der Spitze...ich find schaut so besser aus...
    Und bitte lass jetz alle Elektrogeräte weg von dem Teil...
    Gruss

  • Very nice!! :daumen


    Das mit der Spitze und dem Ölbottich, ist mir auch schon mal passiert, mir ist allerdings das Messer aus der Zange gerutscht. Ärgerliche Sache, weil das nachschleifen des schon gehärteten Stahl`s von Hand kein vergnügen ist ; Aber auch kein Weltuntergang !
    Wenn die Wärmebehandlung einigermaßen passt, ist so ein Federstahl schon eine tolle Sache. Der ist vielleicht nicht so schnitthaltig wie viele der "modernen" Messerstähle, dafür ist er aber nahezu unzerstörbar was Biege-,Bruch- und Schlagbelastungen angeht.
    Ich habe mal versucht ein ca. 5x10mm Reststück, mittels Schraubstock und draufgestecktem Rohr abzubrechen -- keine Chance. Auch nach Biegewinkeln jenseits der 45 Grad ist der Stahl immer wieder in die Gerade zurückgefedert.

  • Die Klingenform gefällt mir sehr gut. Ich hätte eventl. die Bohrungen zu größenen Durchbrüchen verbunden, vor dem Härten. Ich bin sehr gespannt was du daraus Schönes erschaffst :)

  • Heute kamen die Griffschalen dran.
    Zuvor habe ich das Messer mit 240er Schmirgelpapier blank gescheuert.
    Zur Oberfläche der Klinge muss ich aber noch was schreiben: Meine ersten Messerklingen habe ich schön fein poliert, mit richtig viel Liebe und Arbeit drin; immer feineres Papier genommen, Zum Schluß anhauchen, Silberputztuch ect. - Die Folge war, dass ich mich kaum getraut habe, diese Messer mit nach draußen zu nehmen. Bei jedem Flugrost (Federstahl) oder Kratzer habe ich einen mittleren Nervenzusammenbruch bekommen.
    Ich bin dann dazu übergegangen, sehr grobe Oberflächen herzustellen und seither glücklich damit. Manchmal lasse ich sogar tiefe Schleifriefen von der Flexscheibe (40er Papier) drin. Dieses Messer hat aber eine Oberfläche mit 240er Papier bekommen.



    Für die Griffschalen habe ich mir zwei schön gemaserte Stücke aus dem besagten Rüsterbaumholz, was mir ein befreundeter Möbelschreiner vor Jahren schon als "Abfall" von seiner Firma mitgebracht hat, abgesägt. 5,5mm dünn und von mir auf 13cm abgelängt. Wenn man sich für die Ausrichtung der Maserung entschieden hat, sollte man die Innenseiten kennzeichnen. (Links, Rechts) Sonst können einem bei der weiteren Verarbeitung schnell böse Verwechslungsfehler passieren!



    Die Griffkontur übertragen, beide Hälften mit doppelseitigem Klebeband zusammengeklebt und an der elektrischen Laubsäge gemeinsam ausgesägt.



    Die vorderen Enden, die den Abschluß zur Klinge bilden, müssen vor der Montage bereits fertig gerundet und Konturiert werden, da durch die Klinge fast nichts mehr an diesen Stellen bearbeitet werden kann!



    Da ist es auch von Vorteil, dass beide Hälften mit Klebeband zusammengehalten sind.


    Die 4mm Bohrungen für die Messingstifte bringt man am besten mit den Originallöchern im Flacherl als Schablone an. Dann vorsichtig mit einem Holzbohrer flache Sacklöcher in die Klebeseiten der Schalen bohren, zur Vergrößerung der Klebeoberfläche.



    Jetzt wird geklebt. Die Klinge zum Schutz mit Gaffatape o.ä. abkleben, die Messingstifte abschneiden und bereit legen, alles mit 2K Kleber zusammenfügen und die Stifte vorsichtig reintreiben. Dieses Gebilde mit Zwingen fixieren und dann hat man erst mal viel Zeit!



    Wenn der Kleber abgebunden hat, auspacken und den Griff schleifen. Ich mache die Hauptarbeit davon am Bandschleifer. Ich komme einfach sehr gut damit zurecht. gegen Ende erst nehme ich Schmirgelpapier.



    Vor dem Einölen mit Leinölfirniss, wässere und trockne ich das Holz zwei bis drei mal, wobei sich Holzfasern hochstellen, die ich mit dünner werdendem Papier wegschmirgele. Das Holz wird dadurch weniger rau und fühlt sich einfach "professioneller" an.
    Das Leinöl lasse ich über Nacht einziehen.



    Bald ist das Messer fertig! Dann wird noch die Scheide angefertigt und das wars dann.


    LG Parzival :bcplove

  • Heute habe ich die Scheide für das Messer gemacht.


    Die Anfertigung der Lederscheide zeige ich jetzt, der Vollständigkeit halber, obwohl es bereits einige Anleitungen darüber im Forum gibt, und darunter wesentlich beeindruckendere Werke, vor allem Wildhogs äh, Stefans Lederscheiden. Von der Ausführung und Kunstfertigkeit her bewege ich mich im Mittelfeld, was mir aber voll und ganz genügt!


    Auf meinen Bogen Sattelleder habe ich die Umrisse der Pappschablone mit weichem Bleistift übertragen, die ich mir zuvor um das Messer herum gezeichnet und ausgeschnitten habe.



    Das Leder habe ich mit einem Cutter ausgeschnitten. Auch für einen Feuerstahl habe ich ein Stück Leder geschnitten und nass um den Stab geformt.



    So primitiv reiße ich die Löcher für die Naht an... Das kleine Lederstück gibt die Aufsatztasche für den kleinen Diamantschärfer.
    Diese Löcher steche ich mit der Ahle meines Großvaters. Auch der kleine Zirkel ist von ihm (ca. 1920)



    Ebenfalls Bauerntechnik ist die Art und Weise, wie ich die Nahtversenkungsrille anfertige. Das Messer war einmal ein Gartenfund und ich habe es für diesen Zweck modifiziert.



    Mit einer alten Bienenwachskerze wachse ich den 6-fach Zwirn, indem ich ihn mehrmals durchziehe.


    Hier zeige ich, wie ich die Nadeln zugsicher an den Faden bringe:
    1. Nach dem Einfädeln die Mitte des Fadens, wie auf dem Bild, wieder durchstechen.



    2. Dann das durchstochene Stück über das Nadelöhr zurück ziehen.
    3. Die darurch entstandene Schlinge vorsichtig zuziehen. Hält, wenn man es richtig macht, wie ein Knoten, bildet aber keine nennenswerte Verdickung !



    Die hintere Seite der Aufsatztasche muss vorab angenäht werden; wenn die Scheide zugeklappt wird, ist es zu spät.



    Die Stellen, die mit Pattex eingestrichen werden sollen, werden vorher grob angerauht.



    Keder und Feuerstablasche ankleben, dann umklappen und alles fest andrücken.



    Die Nahtstichstellen und Versenkungsrillen sind angebracht.



    Die Ahle für die Nahtlöcher spanne ich in eine ausgeschaltete Bohrmaschine im Ständer, um gerade Stiche nach unten zu bekommen und um Kraft zu sparen, durch die Hebelwirkung.



    Durch die großen und sauberen Löcher geht das Nähen sehr flott voran!



    Jetzt ist alles fertig! Den Plastikkopf des Feuerstabes habe ich entfernt und was passenderes aus Holz gemacht!




    Mal schauen, vielleicht mache ich in den nächsten Tagen noch ein paar Detailfotos des Messers und präsentiere es noch etwas ansprechender.
    Das Glätten der Kanten mit dem Bandschleifer und das Einwachsen der Scheide mit Schuhcreme möchte ich hier nur kurz erwähnen. Das braucht keine Fotos.


    Meine Schablone vom Anfang, nach der ich die Kontur auf den Federstahl aufgezeichnet habe, kann jeder, der Lust hat, benutzen.
    Hier ist sie im Originalmaßstab zum Ausdrucken:


    Messerbauprojekt 2013 Schablone.pdf


    Von dem Holz für die Griffschalen habe ich auch noch was übrig. Falls Interesse; PN an mich.


    LG Parzival :bcplove

  • :daumen sauber!


    Jung, datt haste fein gemacht ... ich liebe solch ausführlichen, bebilderten Beschreibungen von der Idee bis hin zum fertigen "Werkzeug" ! Immer wieder Klasse!
    Auch ist es für mich immer wieder schön zu sehen, welches Werkzeug wofür benutzt wird - da kann ich immer wieder etwas neues abgucken, was ich zukünftig auch probieren werde
    (z.B. das mit der Stechahle in dem Bohrfutter ... oder das Einfädeln und Fixieren des Fadens ...)


    Danke Dir recht herzlich
    lieben Gruß
    michael

  • Hallo Parzival
    Also wirklich, ich muß jetzt den Hut ziehen. :daumen Super gemacht.
    Eine frage wenn auch nicht so wichtig.
    In dem Vid. sah ich das du links geschlagen hast, also gehe ich davon aus das du Linkshänder bist, dein Messer aber vermutlich rechts tragen wirst, so wie die Scheide gefertigt ist.
    Hat das einen bestimmten Grund?


    Liebe Grüße aus Coburg
    ranger :winken

  • das ist eine wirklich gelungene Anleitung und, quasi nebenbei, ein solides Stück Freund für Dich! Meine Hochachtung.


    Solche Anleitungen sollten gesammelt und als Buch veröffentlicht werden, das wäre mal echt aus der Praxis für die Praxis!


    Der Travelmad

  • Zum Abschluss des Projektes habe ich heute noch mal ein paar Bilder gemacht.



    Die besonders dünne Grifform kommt von meiner neuen Vorliebe für ESEE-Messer und mein RAT 3, was ich in Attendorn von Zausel bekommen habe.



    Das RAT 3 ist am Griff 13,1mm dünn und meins 13,5mm.


    Das letzte Messer, was ich komplett selbst gemacht habe (2011 auch aus Federstahl, Griffschalen Nussbaum) hatte einen sehr dicken (max.23,7mm) und stark konurierten Griff bekommen. Es liegt zwar phantastisch in der Hand, aber am Bein stört es und falls man sich mal umlegt damit, ist es sehr störend und drückt.



    Auch aus diesem Grund wollte ich jetzt mal ein "dünnes" Messer machen.


    Zum Schluss noch die Maße:


    Klingenlänge 10,0cm, Klingenstärke: 3,1mm, Griff: 13,1mm.
    Gesamtlänge: 22,3cm.
    Gewicht Messer: 130g ! (..ja, da ist noch was runtergegangen!)
    Gewicht mit Scheide und Zubehör: 265g


    Wie gesagt, Die Schablone zum Nachbauen habe ich ja am Ende des letzten Beitrages zum Ausdrucken (.pdf) bereit gestellt.
    Holz für Griffschalen gibts auch bei mir für Portokosten. (bitte nur per PN, keine Anfragen hier posten!)


    Ich würde mich sehr freuen, wenn so ein Projekt zum selber machen anregen würde.
    Wie schon bemerkt, es ist eigentlich sehr einfach und man braucht sich nicht in große Unkosten zu stürzen.
    Mit Skuzzlebud bin ich mich bereits am Besprechen, dass wir eine Linksammlung über Bezugsquellen von Materialien für den Messerbau beginnen wollen.



    LG Parzival :bcplove


    P.S. Das Messer schneidet übrigens auch phantastisch und die tief gezogene Spitze bringt genau die Performance, wie ich es mir vorgestellt und beabsichtigt habe!

  • Auf dem Forentreffen in Attendorn (2013) haben Benbushcraft, Mogen und ich überlegt, dass wir einmal gemeinsam ein Messer designen möchten und es möglichst alle drei zusammen auch bauen wollen. Das wird natürlich in der Praxis sehr schwer werden, zu dritt gemeinsame Termine zu finden.


    Nach fast genau einem Jahr hat es heute endlich geklappt und ich habe mit Benbushcraft angefangen dieses Messer noch einmal herzustellen. Weil´s mir Spaß macht, mache ich mir auch noch eins, leicht verändert.


    Federstahl im alten Holzofen weichglühen:




    Unser neuer Admin am Bandschleifer:



    Ein ausgeflexter Rohling und ein Stück Federstahl für das zweite Messer.



    Dieses Mal zeige ich erst wieder die Endergebnisse, die Prozedur ist ja genügend beschrieben.


    LG Parzival :messer


  • Die Messer sind mittlerweile gehärtet und warten auf die weitere Bearbeitung.
    Aus einem 30 mm breiten "Abfallstück" habe ich aber parallel ein Steckangelmesser im Bushcraft-Stil gefertigt, welches ich dann auch noch vorab fertiggestellt habe.
    Der spontane Bau dieses Messers hat riesen Spaß gemacht. Es gefällt mir richtig gut und liegt super in der Hand. Der Schwerpunkt ist genau am Übergang Klinge-Griff.



    Klingenlänge: 9.5 cm, Griff Nussbaum, Scheide: Sattelleder mit Zündstahltasche und Mil-Tec-Zündstahl, auf Holzgriff umgebaut. Bei Kaufinteresse PN


    LG Parzival :messer

  • Kleine Änderung am Old Hickory ButcherKnife 7025
    Hier gekauft Klick


    Im Netz hatte ich Bilder von umgestalteten Messern gesehen die mir gefielen.
    Da das Messer nur knapp 17 Euro kotet und der Stahl nach meinen
    Recherchen gut sein soll, stand dem umarbeiten nichts im weg.
    Zu meinem Glück passte die Lederscheide von meinem Condor Kephart Messer auch noch.


    R-Old Hickory


    Benutzte Werkzeuge


    Proxxon (Dremel) zum kürzen mit einer Trennscheibe mit etwas Abstand zur
    endgültigen Form wegen der Hitze.


    Feile
    Schleifpapier


    Alles Freihand da ich leider keinen Schraubstock besitze.

  • Heute ist mein Exemplar der beiden Messer von Ben und mir fertig geworden.



    Hier zum Vergleich, oben das Messer von 2013, unten das neue.
    Ich habe dieses mal die Griffschalen (Nussbaum) etwas dicker gemacht, der Griff ist jetzt 18 mm stark geworden und liegt deutlich fülliger in der Hand. Auch habe ich die Schablone minimal verändert, so dass der Griff leicht nach unten geneigt ist. Die Klinge habe ich breiter gestaltet.



    Alles in allem liegt das Messer besser in der Hand. Von der Schneidleistung ist aber wohl kein Unterschied.
    Dem Zündstahl habe ich einen Kopf aus Nussbaumholz gemacht.


    Benbushcraft zieht demnächst mit seinem Messer nach, wie ich hoffe ;)


    LG Parzival :messer

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