Hallo zusammen!
Ich habe hier nochmal eine etwas umfangreichere Bastelarbeit über die sich ein Beitrag in Schrift und Bild trefflich lohnt.
Beim entrümpeln meiner Ausrüstungskammer ist mir dieses gute Stück in die Hände gefallen. Hierbei handelt es sich um eine Kinderkraxe der Firma Deuter. Genau genommen eine der älteren und schlichteren Varianten der "Kid comfort" Reihe. Meine Jungs sind nun schon lange aus dem Alter raus und das recht betagte Gerät auf ebay zu stellen, erschien mir nicht sonderlich lohnend. Also habe ich mir überlegt was man aus dem Teil noch so machen könnte.
Der Rahmen ist einfach mit vier Schrauben am Hüftgurt befestigt, und lässt sich somit einfach und zerstörungsfrei demontieren. Das finde ich bemerkenswert simpel und effizient gelöst.
Nur der ausklappbare Ständer war mit einer Alunite befestigt, welche ich kurzerhand aufgebohrt habe.
Nach nur wenigen Handgriffen hatte ich also eine kleine Lastenkraxe samt relativ modernem Tragesystem. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich nicht der größte Fan von Deuter Rucksäcken bin. ( Die bauen sehr steif und robust, was bei großen Lasten sicher nicht verkehrt ist, aber ich mag Rucksäcke eher etwas softer) - Aber das ist Geschmackssache und meckern auf hohem Niveau. Ich habe das Ding schließlich lange und weit genug, mit einer weit vom Rücken positionierten, herumzappelnden "Last" getragen und das hat auch funktioniert. Die Dinger heißen nicht umsonst "KID" comfort und nicht Papa comfort.
1,35kg. Das ist gar nicht so übel für einen Stahlrohrrahmen mit Schulter- und Hüftgurt.
Die Frage welche sin nun unweigerlich aufdrängt ist : Was macht man nun mit dem Ding?
Ich besitze einen 30 Liter Rucksack für Tageausflüge und ansonsten verwende ich immer meinen 70Liter Trekkingrucksack. Dazwischen besteht eine gewisse Lücke. So ein 40 -50 Liter Rucksack für die typischen Wochenendtouren, mit 1-3 Übernachtungen plus Reserve, wäre da fein und würde von den Maßen her gut an das Gestell passen.
Mein erster Gedanke war einen gebrauchten Türkischen Alice Pack zu erwerben. Die bekommt man im Moment überall für rund 25$ hinterher geschmissen und der hätte auch so einigermaßen auf das Gestell gepasst.
Das Problem mit diesen alten Militärrucksäcken ist, dass die Dinger sau schwer sind. Und eine Sache die ich nicht brauche, ist ein 45 L Rucksack der schwerer ist, als mein 70L Rucksack. Also habe ich das Tragegestell mal nachgewogen und der Alice Pack war leider raus. Die Dinger sind aus 1000den Nylon und haben ohne Ende Gurtzeugs und Eisenschnallen dran. Ich weiß es nicht mit Sicherheit aber der wird weit über Ein Kilo wiegen.
Also habe ich etwas herumgegrübelt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Rucksack welcher ,auf das aller wesentlichste reduziert ist, trotz robuster Materialien immer noch leicht und obendrein einfach zu nähen wäre. Im Netz gibt es ganze modding Szenen für den Alice Pack und den schwedischen LK 35/50. In den USA sogar Firmen wie "the hidden woodsman" welche neue Rucksäcke für die alten Trägerrahmen herstellen. Da habe ich mir so einiges abgeschaut und herausgekommen ist ein "Rucksackentwurf" wie aus den frühen 80ern. Ich nenne es den no nonsens Pack. Ausstattungstechnisch hat mir bei den ganzen alten "Jägerrucksäcken" nie wirklich was gefehlt, nur die Tragesysteme (wenn man das so nennen möchte) waren leider alle "suboptimal". Also - Keine Reiß/Klettverschlüsse, nur zwei große Seitentaschen, wenig Gurtband, nur vier Steckschnallen, keine unnötigen Molleschlaufen oder Befestigungsösen. Was nicht dran ist kann nicht kaputt gehen. Mein errechnetes Ziel lag bei ca.1800g Gesamtgewicht, womit ich mit den gängigen Rucksäcken der meisten Hersteller in dieser Größenklasse konkurrieren könnte.
Das nähen von Taschen und Rucksäcken, ist an sich nicht sonderlich kompliziert. Ein Grund warum ich das aber lange nicht gemacht habe, ist allerdings der Preis für die Materialien welcher mit unter höher liegt als der Preis eines neuen Rucksack von der der Stange. Hier hatte ich das Glück schon relativ viel an Gurtband, Schnallen und anderem Kleinzeug von der Kinderkraxe und anderen alten Taschen kannibalisieren zu können. Den Stoff habe ich als Sonderposten für 9 Euro pro Meter bekommen. Es handelt sich um eine original Cordura in 560den Stärke und 220g/m2 also schon noch sehr robustes Zeug. Die meisten zivilen Rucksäcke sind aus sehr viel leichterem Gewebe gefertigt und auch einige Hersteller militärischer Rucksäcke gehen langsam von ihren 1000den Stoffen weg zu leichteren Materialien. Mehr als 500den schaffen die meisten Haushaltsnähmaschinen auch nicht. Dabei sollte man darauf achten wirklich Markenstoffe zu verwenden und Polyamid statt Polyester. Ich habe in der Vergangenheit genug schlechte Erfahrungen mit billigen Polyesterstoffen gemacht. Die Lebensdauer solcher Stoffe limitiert sich meist nicht an der schieren Stoffdicke sondern an der Beschichtung welche mit der Zeit abbröselt. Insgesamt hat mich der ganze Spaß nicht ganz 40 Euro gekostet. Teurer als der Türkische Alice Pack aber immer noch völlig vertretbar. Überdies war ich zugegebener Maßen auch heiß aufs selber bauen
Wegen der minimalistischen Konstruktion brauchte ich auch nur neun Teile von dem Cordura Stoff.
So; Hier endet die Planungsphase und ich mache mal einen kurzen Schnitt damit die Geschichte nicht zu lang wird, schreibe aber so bald wie möglich weiter.