Schwefelporling
Ich möchte euch kurz meinen Namensvetter vorstellen, den Schwefelporling. Ein Baumpilz, den man in den Sommermonaten ernten kann. Er wurde mir selber damals in den Pyrenäen im Juni als erntereif vorgestellt; Anfang September im Zentralmassiv kam ich dann in eine Situation, wo ich auf einer längeren Wanderung nur noch wenig Vorräte hatte und mir dann tatsächlich eine Mahlzeit damit bereitete- war gut!
Man findet den Pilz am Stamm meist von Eichen, aber auch Robinien oder Weiden werden als Wirte beschrieben. Charakteristisch ist jedenfalls die helle, gelblich weiße über schwefelgelbe bis orangene Farbe, und die Anordnung in "Schichten". Optisch scheint es sich um mehrere Fruchtkörper zu handeln, wie eine Kolonie von individuellen Baumpilzen. Der Laie ist vielleicht eher an das Bild einzelner, dicker brauner Baumpilze gewöhnt, wie beim Zunderschwamm, aber beim Schwefelporling überlappen sich eben mehrere dünnere Teile, mit gewelltem Rand. In der Regel reicht ein vorgefundener Pilz für eine Mahlzeit völlig aus, d.h. der Topf wird voll.
Spannend ist, wenn man ihn einmal halbwegs zweifelsfrei bestimmt hat, nur noch die Ernte. Mein erstes Mal hatte was mit einem Taschenmesser, Isotape und einem langen Stock zu tun, beim letzten Mal mit unfotogener und allseits suspekter Stammerklimmung in einem vielbegangenen Stadtpark (Jagdmesser zwischen den Zähnen usw.).
Einmal in der Küche oder am Feuer angekommen, ist der Rest Kür. Der Pilz wird in Wasser gar gekocht, was recht schnell geht, und kann dann entweder zum Stillen des Hungers sofort verzehrt werden oder wird weiter verarbeitet.
Man könnte ihn vielleicht in Streifen schneiden und im Wok braten, er ist allerdings ein wenig bröcklig. Die gängigere Variante ist die Verarbeitung von größeren Stücken mit Panade zu einer Art Schnitzel- Imitat. Ich habe ihn dazu kürzlich im Urlaub in eine gepfefferte und gesalzene Milch-/Ei- Mischung getaucht, abgetropft, anschließend in Mehl gewälzt und dann halt gebraten.
Schmeckt sogar noch kalt! Dabei ist er ähnlich mächtig wie ein echtes Schnitzel, und kommt ihm auch geschmacklich recht nahe. Ich mußte an Schweineschnitzel denken, allgemein wird der Geschmack aber meist als Hähnchen- ähnlich beschrieben.
Überrascht eure veganen Partygäste beim selber Dönermachen doch mal mit einer gelborangen Fleischalternative!
Im Wald beim survivaltraining könnt ihr euch nach dem Fund eines Schwefelporlings auf jeden Fall mal so richtig satt essen. Falls ihr die Ernte unbeschadet überstanden habt!