Salicin – ein Schmerzmittel aus der Natur

  • Da fürchterlich viel Halbwissen über "Aspirin aus Weidenrinde" in Survivalkreisen herumgeistert habe ich mich mal ein bissel mit dem Thema Salicin und dessen Wirkungsweise, Anwendung und Dosierung befasst. Hier ist das Resultat meiner Recherche:


    Aus der Humanmedizin ist der Wirkstoff Acetyl-Salicylsäure (ASS/Aspirin) als Mittel zur Behandlung von leichten Schmerzen, Fieber, Rheuma, Entzündungen, sowie zur Thrombose- und Infarktprophylaxe bekannt. Der Wirkstoff wurde aus einem seit jahrtausendealten Naturheilmittel mit ähnlichem Wirkspektrum entwickelt: Weidenrinde. Der wirksame Bestandteil der Weidenrinde ist Salicin. Dieses wird im Darm zu Salicalalkohol und Glucose gespalten und erst dann in der Leber zu Salicylsäure umgewandelt. Dadurch tritt die Wirkung bei natürlichem Salicin deutlich später als bei synthetischer Salicylsäure ein, hält dafür aber auch länger an. Bedingt durch die Prozesse im Körper kommt es bei natürlichen Salicin zudem kaum zu den aspirintypischen Nebenwirkungen der Salicylsäure (v.a. Reizung der Magenschleimhaut und Hemmung der Blutgerinnung). Jedoch enthält Weidenrinde eine Menge Gerbstoffe, die bei empfindlichem Magen auch schonmal zu Übelkeit führen können.


    Weiden enthalten v.a. in der Rinde den Wirkstoff Salicin. Besonders viel davon ist in der Rinde der Silberweide (Salix alba, white willlow) und der Purpurweide (Salix purpurea) zu finden. Silberweide ist an ihren silbergrau behaarten und unterseitig silberweißen Blättern zu erkennen. Purpurweide wächst meist als Busch und hat im Frühjahr purpurne Triebe und Weidenkätzchen. Aber auch weitere Weiden enthalten Salicin, u.a. Bruchweide (Salix fragilis) und Trauerweide (Salix babylonica). Eine eindeutige Identifikation ist nicht unbedingt notwendig, da alle genannten Arten zur Bastardisierung neigen. Auch Pappeln (u.a. Populus alba, Populus nigra, Populus tremula) enthalten Salicin, wenn auch in etwas geringerer Dosierung. Die Weidenrinde kann am besten im Frühjahr von mitteldicken Zweigen gesammelt werden, wenn sie sich noch leicht vom Holz löst. Nach dem Sammeln wird die Rinde getrocknet und kann dann nach Bedarf genutzt werden. Es ist auch möglich alkoholische Lösungen herzustellen, aber da das keine Bushcraftrelevanz hat lasse ich das mal außen vor.


    Indikationen im Outdoorbereich sind die Behandlung von Schmerzen, schmerzhaften Entzündungen (z.B. Überlastungserscheinungen) und Erkältungskrankheiten. Zudem kann es zur Thromboseprohylaxe bei Patienten eingesetzt werden, die sich z.B. verletzungsbedingt nicht bewegen können (geht schneller als man denkt!!!).


    Im Internet habe ich folgende universelle Dosierungsanleitung von einem Heilpraktiker gefunden (andere Rezepte waren aber stets sehr ähnlich):

    Zitat

    Ein gehäufter Teelöffel fein geschnittener Weidenrinde wird mit 1/4 Liter kaltem Wasser angesetzt und ganz langsam zum Sieden erhitzt. Danach wird der Sud vom Herd genommen und nach ca. 5 Minuten abgeseiht. Als Dosierung sind 3 bis 5 Tassen Tee pro Tag empfohlen. Der Tee soll in der richtigen Dosierung keine Nebenwirkungen haben, ist für Schwangere aber untersagt.

    Wer alles noch genauer wissen will, der möge sich mit den Quellen beschäftigen. Vor allem die letzten beiden sind excellent!


    Quellen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Acetylsalicyls%C3%A4ure
    http://de.wikipedia.org/wiki/Salicin
    http://www.heilpraktiker.org/fachartikel/aspirinsal.htm
    http://www.umm.edu/altmed/articles/willow-bark-000281.htm


    Disclaimer: Ich bin weder Arzt oder Heilpraktiker, noch habe ich sonsteine offizielle medizinischen Ausbildung, daher kann ich für die Richtigkeit meiner Aussagen keine Garantie übernehmen. Jegliche Anwendung erfolgt auf eigenes Risiko.


    Das Lernen einzelner, isolierter Bushcraftskills ist ähnlich wie das Anhäufen von unbenutzter Ausrüstung:
    ein recht kümmerlicher Ersatz für große Abenteuer...

  • Hallo Ravenheart... sehr :gb !!!


    Ich hab mich bisher wenig mit Weidenrinde und Co. beschäftigt. Sogar eher einen Bogen herum gemacht. Das lag daran, dass ich irgendwann mal gehört habe, dass Weidenrinde schädlicher für den Magen als ASS sein soll. Schön das das jetzt widerlegt ist! Ich hab auch gleich noch mal ein bisschen reingelesen - es scheint wirklich so, dass das Naturpräparat in Bezug auf Schmerzhemmung weniger Nebenwirkungen aufweist...


    Die Quelle der ich nachgegangen bin und in der einige Studienergebnisse vorgestellt werden kommt zu folgenden Ergebnissen:

    • Weidenrinde wirkt wie ASS gegen Schmerzen, ohne die typischen Nebenwirkungen (Magentoxizität) zu erzeugen.
    • ASS zeigt eine antipyretische Wirkung (Fiebersenkung), während die bei Weidenrinde nicht zu beobachten war.
    • Weidenrinde beeinflusst im Gegensatzt zu ASS die Blutgerinnung kaum, d.h. zur Thromboseprophylaxe ist sie weniger geeingnet (allerdings hat sie - meiner Meinung nach - den Vorteil, dass sie dadurch auch bei Erkrankungen eingesetzt werden, bei denen ASS kontrainduziert ist: blutende/ offene Verletzungen).
    • Allergische Reaktionen treten bei Weidenrinde seltener auf, als bei ASS.


    Danke für die Arbeit, das war wirklich erhellend!
    VG MadFly :)

  • es scheint wirklich so, dass das Naturpräparat ... weniger Nebenwirkungen aufweist...

    :schlaubi
    Das ist oft so!
    Es gilt als unausgesprochenes aber allseits bekanntes Geheimnis unter Pharmakologen, dass Naturpräparate in Ihrer natürlichen Zusammensetzung meist verträglicher und nebenwirkungsärmer als synthetisierte Wirkstoffe sind!


    Allerdings ist damit die nötige Menge an Medikamenten mit vertretbarem/wirtschaftlichem Aufwand in einer kurzen Zeit nicht herstellbar.
    Und man hat keinen Gewinn dabei. :unschuld

    By de Alexander


    Hoffe das Beste aber rechne mit dem Schlimmsten, so kannst du kaum überrascht / enttäuscht werden ...

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