Jagd mit Primitivbögen

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu im Forum und beschäftige mich seit Kurzem mit dem Thema Pfeil und Bogen und Primitivbögen.
    Selber schieße und übe ich ca. seit nem halben Jahr mit einem (modernen) dreiteiligen Recurve - Blankbogen.
    Mein Interesse gilt aber auf lange Sicht den traditionellen Bögen, die von Jägern und Sammlern in unseren Breiten in der Steinzeit oder noch vor Kurzem

    auf dem amerikanischen Kontinent genutzt wurden.
    Folgende Fragen gehen mir dabei durch den Kopf: Mit welchem Zuggewicht haben die Jäger damals wohl gejagt, wie nah konnten Sie überhaupt an welche Tierart rankommen (Fluchtdistanz?)
    , wie präzise waren die Leute mit den Bögen in der Lage zu schießen und wie präzise musste man schießen (ohne Pfeilgift), um die Tiere zu erlegen.
    Ich würde dann perspektivisch gern mit so nem traditionellen Bogen üben mit den richtigen "Zielvorgaben" in Sachen Präzision und Zielentfernung.
    Hat jemand Infos zu den Fragen oder kennt gute Bücher oder sonstige Infoquellen über das Thema?

  • Viel Ahnung hab ich auch nicht.Freunde von mir bauen Primitivbögen und schießen Turniere. Sie sagen man braucht mindestens 50# damit sie einigermaßen gut werfen.

    Einer baut auch seine Pfeile aus Haselnuß. Die funktionieren erstaunlich gut. Er hat Jahre gebraucht um im Wald gute Haselruten zu erkennen. Das Sehnenmaterial ist aber modern.

    Mal ganz kurz muss aber nicht stimmen: Je nachdem was du für ein Tier erlegen willst, brauchst du entsprechendes Zuggewicht. Man berechnet die Energie, die der Bogen liefert aus der Pfeilgeschwindigkeit und dem Pfeilgewicht. ZB für ein 75kg schweres Wildschwein, würde nie unter 65 Joule gehen. Bei einem Hasen könnten auch 35 Joule reichen. Jagdentfernungen mit dem Primitivbogen max 20 Meter für gute Schützen. Man will das Wild ja nicht krank schießen. Du solltest auf 15m si cher einen Bierfilz treffen können. Der Pfeil sollte sehr schwer sein. 12 gpp halte ich für gut.

    Je nach Wild kann man im Wald sehr nahe rankommen. Rehe sind meist nicht sehr schlau. Da sind 15m Meter kein Problem. Wildschweine sind schlauer als mancher Jäger und können gefährlich werden, wenn du denen auf den Pelz rückst.

    Die Fluchtdistanz, wenn man sie überhaupt angeben kann ist immer zu weit für die Bogenjagd. Man muss schon lernen, wie man sich anschleicht, bzw wie man das Wild überlistet, oder du jagst Bären, aber da würde ich meine eigene Fluchtdistanz nicht unterschreiten :)

    Wir leben in einer Zeit, wo man von allem den Preis kennt, aber von nichts den Wert.

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  • Ich komme mehr vom Blasrohr als vom Bogenschießen, finde das Thema aber auch sehr interessant und habe mich da in letzter zeit etwas belesen. Das mit den Joulezahlen wird finde ich überbewertet. Bei der Verwundung durch einen Jagdpfeil handelt es sich eher um eine geschnittene Verletzung, ähnlich einem Messerstich, bei der nach Möglichkeit große Blutgefäße geöffnet werden und das Tier verblutet.

    Soll heißen, so lange du ein lebenswichtiges Organ oder eine wichtige Arterie triffst kommt es auf die reine Wucht des Geschoss gar nicht so sehr an.

    Die eindringtiefe von Pfeilen ergibt sich anders als bei Gewehrkugeln zu einem nicht geringen Teil aus der Schneidwirkung der Spitze.

    Mit einem 30 Pfund Bogen kannst du auf 15 -20 Meter locker ein Reh schießen und der Pfeil guckt sogar hinten raus. Bei der traditionellen Bogenjagt sollte man schätze ich, schon unterhalb von 20 Metern bleiben.


    Ich habe mal die Joulewerte von meinen Blasrohrpfeilen ausgerechnet. Die wiegen fast nix und sind auch mit in die 50 -60 m/s nicht übertrieben schnell. Da kommst du auf absolut lächerliche Energiewerte. Dennoch durchschlagen die Aufgrund ihrer schlanken Form aber normale Dartscheiben , Blechdosen usw. mühelos.


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    youtu.be


    Guck mal z.B. Den hier an. Der baut Comanchenbögen. Die Teile sehen aus wie Spielzeuge, dennoch schießt er damit erfolgreich (kleine) Wildschweine, wie Pekaris.


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    This may be the best primitive survival/bow building video I've ever done. While on a recent trip to a tropical island, I took on the challenge of building a...
    youtu.be


    Den Channel von Clay Hayes, kann ich auch empfehlen der Jagt viel mit dem Bogen und experimentiert hier und da mit "Primitiven" Techniken. Da sieht man auch gut wie kurz die Schussdistanzen mit den Traditionellen Bögen teilweise sind. Ich denke mal, dass die Tiere heute im hart bejagten Deutschland eine wesentlich höhere Fluchtdistanz haben als zu Zeiten von Ötzi oder in entlegeneren Teilen der Welt.


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    Den hier find ich auch ganz lustig. Der baut mit sehr einfachen Mitteln ziemlich coole asiatische Kurzbögen.


    Sehr große oder gefährliche Tiere, hat man traditionell eher mit dem Speer oder der Speerschleuder gejagt und dies auch immer in der Gruppe.

  • Klar braucht man nicht viel Energie bei einem Bogen. Deshalb hab ich so niedrige Werte angegeben.

    Ein modernes Jagdgewehr liefert deutlich über 1000 Joule. Da sind 65Joule für einen Pfeil für ein 75kg Schwein nicht viel. Ein Reh braucht weniger. Mein kurzer moderner Jagdbogen (Hybrid, 58 Zoll, 50 Pfund) liefert knapp 60 Joule.


    Das Tier soll nicht soviel leiden. Naturvölkern war das nicht so wichtig.Hauptsache Fleisch. Eine längere Nachsuche normal.

    Wenn der Pfeil durch das Tier durchfliegt, stirbt es erheblich schneller und rennt nicht weit.

    Trifft man das Schulterblatt eines Rehes, dann sieht es anders aus mit 30 Pfund. Besonders mit einem Primitivbogen. Das rennt noch ein paar Kilometer und verendet dann. Man sollte wenigstens beide Schulterblätter durchschlagen können und steckt der Pfeil noch, dann ist das Reh quasi fixiert, kann nicht rennen.


    In deinem video sieht man nicht, wie das Schwein stirbt. Kenne aber den Kanal.


    Bei uns sind die Tiere recht sorglos, weil es keine natürlichen Feinde mehr gibt. Sie werden auch im engeren Sinne nicht bejagt, sondern belauert. (Ausnahme Treibjagd). Rehe spazieren entspannt durch den Wald und sind sogar tagsüber auf der Wiese zu sehen. Der "Jäger" hockt auf einem Hochstand und tötet das Reh auf große Entfernung. Es fällt nur ein Schuß und das Tier fällt um. Ich habe schon erlebt, wie 3 Rehe auf einer Wiese von einem Jäger hintereinander geschossen wurden.

    Die wollten nicht fliehen. Ich denke bei uns ist es leichter, als in der Wildnis.

    Wir leben in einer Zeit, wo man von allem den Preis kennt, aber von nichts den Wert.

    Edited 2 times, last by outdoor ().

  • Mehr Power ist immer gut. Dem möchte ich nicht widersprechen. Die Frage ist nur ob und wie gut man mit einem stärkerem Bogen umgehen kann. Das mit der Waidgerechtigkeit können wir denke ich bei dem Thema außen vor lassen. Was dies anbelangt sind moderne Feuerwaffen, dem Bogen wohl weit überlegen. Schon allein wegen der leichteren Bedienbarkeit.

    Das mit der Fluchtdistanz ist denke ich, regional recht unterschiedlich. Die Tiere an die ich auf eine Entfernung rankomme, bei der ich denke mit ausreichend Übung noch einen vernünftigen Treffer landen zu können sind eher die kleineren. Amseln, Eichelhäher, Enten würden sicher gehen. Ringeltauben und Krähen gehen auch noch, sind aber auf freier Fläche schon recht aufmerksam. Bisamratte könnte bei mir auch noch in eine gute Bogenschussdistanz kommen. Bei Kaninchen ist es sehr unterschiedlich, je nach dem wie stark die an Menschen gewöhnt sind. Ich war mal in Bonn in einem Park, da musste man fast aufpassen auf keine drauf zu treten. Das ist aber nicht überall so. Feldhasen verstecken sich recht lange bevor sie fliehen. Das Problem ist nur, dass man sie sehen muss bevor sie explosionsartig die Flucht ergreifen. Bei Rehen sind die 15- 20m bei mir schon die kleinste mögliche Entfernung, zumindest im Wald. Auf freiem Feld flüchten die weit früher.

    Das sind alles Tiere die man auch noch mit weniger starken Bögen bejagen könnte. Alles größere müsste man schon von einem Hochsitz aus bejagen. Wildschweine sieht man hier fast nie, obwohl es viele gibt. Rothirsche habe ich erst einmal in freier Wildbahn gesehen. Die haben mich auch nicht gleich bemerkt aber auf "Bogenschuss Distanz" wäre ich niemals herangekommen.

    Ich hege da so den Jäger und Sammler Gedanken bei dem vor allem viel Kleinzeug erbeutet wird, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Dafür braucht man keine besonders starken Bögen.


    By the way ; Echte Erfahrung bei der Bogenjagd mit traditionellen Bögen zu sammeln wird in Germany leider recht schwer fallen. Interessant finde ich es trotzdem.

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