Frohes neues Jahr, alle miteinander!
Das Wetter ist Kacke und der Feiertagsstress ist verklungen, also ist es die rechte Zeit, für mich ein wenig mit Hammer und Amboss zu spielen.
Ziel dieser Bemühungen war diesmal ein kleiner Einhanddechsel zum aushöhlen von Holzschalen oder der Gleichen.
In all dem Eifer, habe ich direkt mal vergessen beim vorbereiten und anzeichnen Bilder zu machen. Also überspringen wir das und starten direkt mit dem fertig eingeschlagenem Schlitz für das Spätere Auge des Dechsel.
Als Material dient hier ein Stück sechskant Presslufthammermeißel mit 32er Schlüsselweite und 120mm länge. Der Durchmesser ist dabei gerade noch ok, dürfte aber auch ruhig etwas mehr sein. Bei der Länge hingegen wären 100mm auch genug gewesen. Beim Stahl handelt es sich meiner Einschätzung nach um 52CrMoV4 oder etwas ähnliches, also eine gute Wahl bei Äxten und Meißel.
Der fertige Schlitz wird dann Aufgeweitet bis der passende "Eye Drift" hineinpasst. Einen wirklich passenden Eye Drift für den Dechsel, hatte ich nicht also, habe ich es mal mit dem für große Hämmer und Tomahawks probiert, weil mir die Griffe der Dechsel, welche ich gesehen habe auch eher Hammerartig vorgekommen sind. Das nächste mal werde ich aber wohl eher meinen breitesten "Beil Drift" benutzen. Das Problem bei den Dingern ist, dass man für fast jedes neue Projekt auch einen neuen "Augentreiber " anfertigen müsste. Allerdings ist die Herstellung besagter "Augenloch Ausformwerkzeuge", ohne maschinelle Unterstützung ein echt hartes und langwieriges Stück Arbeit, auf welches ich eher selten Lust habe.
Wenn das Auge halbwegs passt, werden die Seiten noch etwas abgeflacht. Wer mehr Material hat kann hier auch noch "Ohren" an dem Dechselkopf ausformen. Bei mir hats aber gerade so gereicht.
Um die Schneide etwas weiter nach vorne zu bekommen habe ich mir ein Stück Rundeisen abgeschnitten und den Radius des Rundeisen auf einen Hammer übertragen. Zwischen Hammer und Rundeisen wird nun einen Verjüngung an dem Dechsel ausgearbeitet.
Danach wird das breite Stück vorne mit der Hammerfinne auseinander getrieben.
Im Anschluss habe ich etwas Überschüssiges Material mit der Trennscheibe abgeschnitten. Man kann das auch mit dem Meißel "heiß abschroten" oder einfach dranlassen, aber ich fand das so schöner.
Dann wird es nochmal kniffelig. Man muss nun die Rundung der Schneide formen, eine gewisse Krümmung des Dechsel einarbeiten und das ganze muss am Ende noch gerade zum Werkzeugauge stehen.
Bis das alles gepasst hat, hat es durchaus etwas Zeit gebraucht.
Das ganze feilen, schleifen und wärmebehandeln schenken wir uns jetzt mal. Ich denke das ist irgendwo selbsterklärend und auf Bildern auch wenig interessant.
Hier ist nun der fertige Dechsel. Ich muss gestehen, dass der Dechsel mich mehr gefordert hat als ich geahnt hätte. Nach den den ganzen Beilen dachte ich ": Ist auch nur ein weiteres Beil mit einer um 90 Grad gedrehten Schneide". Ganz so einfach ist es aber nicht. Die Krümmungen und Radien aufeinander abzustimmen und die richtigen Proportionen zu treffen fand ich gar nicht so einfach. Im vergleich mit einem Beil ist der Dechsel eine echte Diva.
Mein Dechsel funktioniert zwar grundlegend, allerdings ist die Krümmung etwas zu stark. Man kommt zwar gut in Rundungen hinein wenn man tief in einer Aushöhlung arbeitet, allerdings wäre ein etwas geraderer Winkel, für den Anfang, wesentlich ergonomischer. Auch das Auge habe ich nicht sonderlich schön hinbekommen. Sei´s drum. Das Lehrgeld habe ich bezahlt und ein weiter Dechsel mit etwas geraderer Schneide wird wohl irgendwann dazukommen.
Eine weitere Frage welche ich mir immer gestellt habe ist, ob ein Dechsel besser ist als ein Hohleisen mit Holzhammer. Mit einem großen Hohleisen kann ich sogar größere Späne abheben als mit dem Dechsel und dies auch wesentlich genauer. Allerdings muss ich dabei das Werkstück festspannen und zweihändig arbeiten. In dem man den Dechsel nur mit einer Hand führt und man das Werkstück mit der anderen Hand drehen und halten kann, ist man viel schneller und flexibler. Auch ist die "Schlagfrequenz" beim Dechseln ungleich höher, wenn auch viel ungenauer. Das Fazit ist: Der Dechsel macht schnell die grobe Vorarbeit und danach kommt das Hohleisen.