MYOG Messerthread

  • Sehr schön. Mir gefällts.


    Die ganz kleinen Fehlerstellen findet man nicht mehr, dafür sind die beiden größeren noch deutlicher geworden. Auseinanderfallen wird die Klinge deswegen nicht aber das ganze ist natürlich sehr unbefriedigend.

    Stimmt, ist unbefriedigend. Ich würde das Messer dem outdoor schenken.

  • Quote

    Und zwar habe ich mal versucht ein paar kleine Damastpakete aus Stahl Umreifungsbändern und Cuttermesser Klingen zu machen.

    Geil, so habe ich mit irgendwie 17 oder so meinen ersten (und einzigen) Damast gemacht! :D ...In ner Esse aus ner Pfanne und nem Föhn oder so.. auf einem Stück Eisenbahnschiene. Wenn ich dazu komme versuche ich später mal ein Foto zu machen.

    Wiedermal ein super toller Beitrag von dir!

  • Experimente mit Cu Mai ( Kupfer - Stahl Laminat) Klingen

    Hallo zusammen;


    Bitte entschuldigt meine lange Abwesenheit. Ich wahr das Jahr über viel mit der Renovierung meiner zwei Altbaubadezimmer beschäftigt und wahr auch sonst ganz gut bedient. Nichtsdestotrotz hab ich hier pünktlich vor Weihnachten noch eine kleine Messerbastelei.

    Und zwar habe ich mich an der Anfertigung von Cu- Mai Klingen versucht. Das Prinzip ist in der Schmiedeszene gerade sehr angesagt und leitet sich von der Bezeichnung von Go- Mai ab. Also Japanisch für fünf Lagen. Nur das hierbei zwei der Lagen durch Cu also Kupfer ersetzt werden.


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    Das Ausgangsmaterial bilden hier : Zwei Stücke Kreissägeblatt für die Außenlagen, ein Stück 80CrV2 für die Schneide und und ein Reststück Kupferrohr von den Hauswasserleitungen.


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    Das Wasserrohr habe ich erstmal aufgetrennt und am Amboss so gut als möglich flach gedengelt.


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    Nach dem begradigen werden die Kupferstreifen zugeschnitten. Alle Flächen werden geschliffen und so gut wie möglich gereinigt.


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    Die gereinigten Teile werden nun aufeinandergepresst und zugeschweißt, damit das Kupfer nicht beim schmieden an den Seiten herausgequetscht wird und kein Sauerstoff zwischen die Lagen kommen kann. Das schweißen erweist sich hier als relativ schwierig weil, immer auch verdampfendes Kupfer mit in die Scheißnaht gerät. Bei der ersten Seite hatte ich noch so meine Problemchen, die andere Seite lief besser weil ich die Stromstärke erhöht und die Elektrode etwas mehr geschwenkt hatte. Generell ist das verschweißen nichts worauf man sich besonders freut, weil man das verdampfende Kupfer trotz guter Belüftung und Schutzmaske noch schmecken kann. <X


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    Das Paket wird nun ähnlich wie bei einem Damast in der Esse erhitzt und flachgehämmert. Allerding muss man hier penibel darauf achten unter der Schmelztemperatur des Kupfers zu bleiben, weil dieses ansonsten an Seiten herausspritzt. Herumfliegendes geschmolzenes Kupfer sieht zwar lustig aus, hat aber an sich keinen großen Mehrwert. Irgendwann helfen da auch die Schweißnähte nicht mehr, weil diese beim Abflachen des Paket zunehmend Risse bekommen.


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    Bei der schmalen Klinge sieht man ganz gut, dass sich hier ein wenig Kupfer herausgequetscht hat. Bei der nächsten etwas breiteren Klinge ist mir das schon besser gelungen. Generell ist die Technik gar nicht besonders schwierig solange man die Temperatur gut im Auge behält.

    Es handelt sich auch nicht wie bei einem Damast um eine echte Verschweißung sondern eher um eine Art hartlöten. Am ehesten ähnelt die Technik der Herstellung von Mokume Gane aus der Japanischen Schmuckherstellung. Man könnte anstatt Kupfer auch andere Metalle verwenden. Wichtig ist dabei nur, dass der Schmelzpunkt nicht unter der Schmiedetemperatur vom Stahl liegt. Silber und Gold müssten z.B. auch gehen ebenso wie einige Messinglegierungen mit besonders geringem Zinkanteil. Bei Nickel wäre es meines Wissens nach wieder eine echte Verschweißung.

    Schwieriger als die eigentliche Verbindung der einzelnen Lagen fand ich es, den Rohling auf eine für (kleine) Messer geeignete Dicke zu reduzieren ohne, dass das Kupfer sich dabei verabschiedet. Auch wenn nichts wegschmilzt wird das erheblich weichere Kupfer sehr viel schneller dünner als der umgebende Stahl.


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    Nach dem Erl anschleifen...


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    ... und nach dem härten. Hier hatte ich so meine Befürchtungen, dass sich die Klingen aufgrund der etwas ungleichmäßigen Metallschichten verziehen würden aber es gab da keine Probleme.


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    Bei den Griffen habe ich dann etwas herumexperimentiert und ein paar neue Sachen ausprobiert. Bei der kleinen Klinge habe ich mein selbstgemachtes "Eflfenbeinersatz Micarta" getestet und ein "künstliches" Astloch eingesetzt. Hab ich mal irgendwo gesehen und fand das ganz lustig.


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    Für die zweite Klinge hatte ich mir so was in Richtung nordischen Birkenrindengriff gedacht. Allerdings hatte ich keine Birkenrinde sondern einen riesen Haufen Kirschbaumrinde. Diese hatte sich beim trocknen allerdings stark zusammengerollt und musste erst in der Presse etwas begradigt werden.


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    Nach vielen Stunden des abschleifen und zurechtschneiden hatte ich immer noch lange nicht genug Plättchen für einen ganzen Griff. Die Kirschbaumrinde hatte leider nur eine dicke von 1-1,5mm so, dass ich irgendwann einfach keinen Bock mehr hatte.


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    Also habe ich etwas improvisiert und ein Stückchen Jeansmicarta und zwei Reststücke Cocobolo??? - (lag schon so lange in der Restekiste, dass ich es nicht mehr weiß) - mit verbaut.


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    Bei dem Messer mit dem Kirschrindengriff habe ich noch die Klinge in Kaffee geschwärzt.


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    Und da sind die fertigen Cu-Mai Messerchen.


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    Das kleinere hat ein bisschen viel Griff für die sehr schlanke Klinge, was ein wenig unproportional wirkt. Allerdings hat sich die schlanke Klinge schon sehr beim schnitzen bewehrt. Mit dem weißen Micarta bin ich ganz zufrieden. Der eingesetzte Astplug kontrastet mir ein bisschen zu wenig mit dem Griffholz außerdem spürt man immer noch leicht die Übergange. Ich denke die beiden Hölzer dehnen/schrumpfen sehr unterschiedlich. Überdies ist das mit dem eingesetzten Ast für meinen Geschmack ein wenig "overdressed". Aber Ok hab´s mal probiert.


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    Beim Zweiten Messer liegt die Kupferlage bedrohlich nahe an der Schneide. Hat aber gerade noch gepasst. Ansonsten gefällt mir das, im Zusammenspiel mit dem Kirschbaumrindengriff ganz gut. Er ist einem Griff aus Birkenrinde nicht unähnlich allerdings wesentlich dunkler und der Arbeitsaufwand übersteigt wirklich alles was noch annähernd Sinn machen würde; Und ich habe schon viele aufwendige und kleinteilige Steckerlgriffe gemacht!

    Generell sind Cu -Mai Klingen, sicherlich eher etwas fürs Auge und um sein künstlerisches Handwerksgeschick auszuleben, als für den harten Gebrauch. Das sehr weiche Kupfer macht die Klinge sicher nicht besser, wobei die Messer zumindest für Schneidaufgaben, dennoch uneingeschränkt brauchbar sind.


    So weit von mir...


    Euch allen frohe Weihnachten und ´nen guten Rutsch ins neue Jahr! :winken



  • Eine Wahnsinnsarbeit! :thumbup:

    Und ich finde gerade das kleinere Messer wunderschön :love:

    Allerdings hab ich mich auch die ganze Zeit beim Lesen gefragt:"Wozu?"

    Aber das hast du ja selbst sehr schön beantwortet:

    Generell sind Cu -Mai Klingen, sicherlich eher etwas fürs Auge und um sein künstlerisches Handwerksgeschick auszuleben,

    Also zumindest das künstlerische Handwerksgeschick hast du da aber sowas von ausgelebt! ^^

    :thumbup: :thumbup:!


    Nur aus Interesse - gibt es irgendeine Quelle, dass sowas in irgendwelchen Zeiten ("früher ") mal gemacht wurde, oder ist Cu-Mai einfach eine "Erfindung" der Schmiede- und Messermacher Szene?

  • Zumindest Klingen aus Stahl/Nichteisen Verbundwerkstoffen sind meines Wissens historisch nicht bekannt. Mokume Gane - (also die Technik verschiedene Schichten aus Nichteisenmetallen und/oder Eisen zu verbinden) - wurde allerdings in Japan erfunden und es wurden damit Beschläge und Parierstücke für besonders kunstvolle Samuraischwerter hergestellt. Interessanterweise ist die Technik außerhalb Japans, aufgrund der strikten Isolation, bis zur erzwungenen wirtschaftlichen Öffnung völlig unbekannt gewesen. Ich habe das zum ersten mal vor drei oder vier Jahren bei russischen YouTubern gesehen. Von da an hat sich das in der Schmiedeszene rasant verbreitet. Die Technik ist, wie schon erwähnt, nicht übermäßig schwierig. Jeder der Erfahrung im Hartlöten mit Messing oder Silberlot hat kann den "Ablauf" gut nachvollziehen, nur dass hier die ganze Fläche in der Esse im Stück verbacken wird.

    Über die Nutzbarkeit solcher Klingen sind dann auch recht schnell Diskussionen entbrannt. Zumindest im "Küchenmesser Spektrum" gibt es da wohl kaum Einschränkungen. Zum Holz spalten oder hebeln würde ich die Messer nicht unbedingt verwenden, was sich bei so kleinen Messern wohl auch erübrigt. Aber solange die Schneidlage ausreichend dick ist, "schadet" das Kupferinlay wohl auch nicht sonderlich.

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